Montag, 8. Februar 2010

Mithilfe und von Nöten

Die Kandidatin hat 14 Punkte!

Wie schön, dass sich inzwischen jeder im Internet unter maximaler Publizität selbst blamieren kann. Hier von der passenderweise grin.com genannten Webseite "Anwendung der Scharia in Deutschland, Referatsausarbeitung im Rahmen des Seminars Medien und Orientwissenschaft, Die Wahrnehmung des Islam und der Islamischen Welt in der Deutschen Presse, Marburg, Januar 2009", kurz: Tuttifrutti für Akademiker:
Zusammenfassung / Abstract
Als Thema meiner Arbeit wurde mir vorgegeben mich mit den positiven Seiten der Einführung der Scharia in Deutschland auseinander zu setzten. Da dies selbstverständlich zu keinem Zeitpunkt ein realer Vorgang sein wird, habe ich überlegt, dass es schwer wird, darüber zu schreiben, was daran positiv sein soll, unser Rechtssystem durch ein wesentlich unzulänglicheres zu ersetzen. Ich kam zu dem Schluss, dass die einzige Basis, auf der meiner Meinung nach über eine Berücksichtigung der Scharia in unserem Rechtssystem diskutiert werden kann, die der Integration ist. Grundgedanke hierbei sollte sein, dass man auf diesem Weg den Muslimen vermitteln könnte, dass man ihre spezielle kulturelle und religiöse Andersartigkeit achtet und gewillt ist, sie - soweit sie deutsches Recht oder die Grundrechte des Menschen und der Demokratie allgemein nicht beschneiden - zu berücksichtigen. Dies könnte es den Muslimen erleichtern, sich in unser Rechtsystem und unsere Kultur zu integrieren. Mithilfe dieser Ansicht möchte ich untersuchen, ob es grundsätzlich von Nöten ist, darüber nachzudenken, in wieweit islamisches Recht auch hier Anwendung finden sollte. Ob dies auf kultureller sowie rechtlicher Ebene möglich ist und in wieweit dies ein Vorteil für die Integration der Muslime hier in Deutschland sein könnte. Denn nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern, wie England oder Frankreich, steht man vor der Aufgabe, dem immer größer werdenden Anteil der Muslime im Land dahingehend Rechnung zu tragen, dass man sich für die Wahrung ihrer kulturellen und religiösen Eigenheiten einsetzt, anstatt sie zu dämonisieren und aus der Gesellschaft auszuklammern. Denn ein großer Teil der Muslime will freiwillig außerhalb der islamischen Welt leben und sich da auf Dauer einrichten. Sie stehen somit vor der Frage, wie sie sich integrieren und ihren Glauben leben können im Einklang mit dem Grundgesetz und den deutschen Gesetzen. Sie müssen einen Islam ausformen, der keine Ängste mehr bei der deutschen Mehrheitsbevölkerung auslöst.
Man muss wirklich nicht mehr gelesen haben, als diese Zusammenfassung. Pardon: Diesen Abstract! Das ist, wohlgemerkt, jemand der ABITUR oder einen gleichwertigen Schulabschluss haben muss. Fragen über Fragen: Ist das grauenhafte Deutsch eher ein Generationenproblem oder scheißt die Beschäftigung mit diesem Thema jedem das Gehirn voll? Wie sehen bei dieser Veranstaltung die "Referatsausarbeitungen" aus, die mit "befriedigend" oder gar "ausreichend" benotet wurden, wenn diese ein "sehr gut" bekam? Und vor allem, was IST das für eine Veranstaltung?
Veranstaltung: Medien und Orientwissenschaft - Die Wahrnehmung des Islam und der Islamischen Welt in der Deutschen Presse
Institution/Hochschule: Philipps-Universität Marburg (Fremdsprachliche Philologien Centre for Near and Middle-Eastern Studies)
Kategorie: Hausarbeit
Jahr: 2009
Seiten: 14
Note: 14 Punkte
Sprache: Deutsch
Archivnummer: V133994
ISBN (E-Book): 978-3-640-41984-5
ISBN (Buch): 978-3-640-41988-3
Anmerkungen :
Im Rahmen eines "diskursiven Experimentes" wird untersucht, was für die Einführung der Scharia in Deutschland spräche. Überzeugend analysiert sie [sic!] Wesen und Geschichte der Scharia und plädiert für einen differenzierenden Umgang mit der Scharia, ohne rechtsstaatliche Prinzipien aufzugeben. Ich beurteile die Arbeit mit sehr gut (14 Punkte).
Liza schreibt: "Das nennt man übrigens "kritische Wissenschaft". Ich wüsste gern, ob das Seminar mit ein paar praktischen Übungen abgeschlossen wurde, etwa mit diskursiven Peitschenhieben für den Seminarleiter."

Wundert uns das? Nicht mehr, seit Liza uns verraten hat, wer der Seminarleiter IST. Das Vorlesungsverzeichnis der Uni Marburg vom Wintersemester 08/09: Michael Lüders. Richtig! DER Michael Lüders, bereits seit April 2003 Träger des von Henryk M. Broder verliehenen "Schmocks der Woche". O-Ton Broder: "Wenn Lüders über den Islam redet, klingt es so, als würde Iwan Rebroff über die Oktoberrevolution dozieren." Seit dem vorigen Jahrtausend geht der Nahostexperte mit seinem Plädoyer für eine "ausgewogene Nahostpolitik, die auch Israel in die Pflicht nimmt" hausieren und es gibt keine islamische Gruppierung, die dem Experten zu kriminell wäre, um ihr nicht bis zum Anschlag in den Arsch zu kriechen und vermutlich kein Dummchen zu dumm, um ihm nicht doch die Höchstpunktzahl nachzuwerfen, wenn es nur - Mithilfe und von Nöten - bereit ist, sich "mit den positiven Seiten der Einführung der Scharia in Deutschland auseinander zu setzten". Schließlich braucht die "Islamwissenschaft" geeigneten Nachwuchs.