Montag, 27. Oktober 2014

Pfui Teufel!

Sind DIE WELT und die Welt tatsächlich völlig verrückt geworden?

Als Möglichkeit muss man die Orgie im Kopf behalten
 Das Internet hat die Pornografie zur Privatsache gemacht. Das hat sie nicht verdient: Sie gehört in die Öffentlichkeit. Eine Selbsterfahrung auf dem Berliner Pornfilmfestival.
schnipp

Wenn der Eindruck nicht täuscht, waren Frauen im Publikum leicht in der Überzahl. Bei den Pornofilmautoren sind sie es deutlich. Der anspruchsvolle, ästhetisch avancierte und experimentierfreudige pornografische Film ist fest in weiblicher Hand.

schnapp

Einen wirklich verstörenden Kurzfilm hat die Schwedin Joanna Rytel gedreht. In einen schwarzen Lackbody gekleidet, erzählt sie ihrer dreijährigen Tochter, wie sie sich mit einem Mann, der nicht Daddy war, in einem Hotel traf. Sie liegt beim Erzählen meist auf einem Bett, das in einem kahlen weißen Raum steht. Das nackte Kind benutzt das Bett hüpfend als Trampolin, kuschelt sich auch an die Mutter und begleitet die Seitensprungerzählung mit kindlichen Fragen und Kommentaren.
Nach diesem Elf-Minuten-Film gab es eine heftige Kontroverse im Publikum. Männer kritisierten, dass ein nacktes Kind im Kontext eines Pornofilmfestivals unweigerlich sexualisiert werde. Frauen widersprachen. Man dürfe sich von der Kindersex- und Missbrauchshysterie nicht einschüchtern lassen. Die Regisseurin beharrte darauf, dass ihr Film eine feministische Botschaft vermittle. "Once Upon a Time There Was an Unfaithful Mummy", so der Titel, richte sich gegen das unterdrückerische Bild der perfekten Mutter. Was wird in einigen Jahren, wenn sie mehr versteht, die kleine Tochter dazu sagen? Wie wird sie ihre öffentliche Nacktheit empfinden und wie die erotische Beichte ihrer Mutter, deren Zeugin sie nicht aus freiem Willen wurde?
Die vier lesbischen Ladies, die in Courtney Troubles Film "Girlpile" 50 Minuten lang vor der Kamera einfach nur das tun, was ihnen in den Sinn kommt, wissen offenbar, was sie tun und wollen. Sie veranstalten eine echte Superorgie und bleiben sich dabei gewogen, weil sie Vertrauen zueinander haben. Und das hat, man mag es nicht glauben, etwas wahrhaft Herzerwärmendes. Courtney Trouble ist eine der Starregisseurinnen des Festivals. Dieses Jahr hatte in Berlin "Fucking Mystic" Weltpremiere, ein "narrativer Porno", der in einer Schlussorgie mit 19 Beteiligten zum Höhepunkt kommt. Das sei, sagt die Regisseurin, "die Erfüllung all meiner queeren Sexträume".

Es ist doch schön, dass in einer Zeit, in der allenthalben über Nachhaltigkeit, den sparsamen Gebrauch von Ressourcen, Arbeitseffizienz und allerlei Vorsichtsmaßnahmen beim Sex geredet wird, die Orgie noch zu ihrem Recht kommt. Mindestens als Möglichkeit muss man die Orgie immer im Kopf behalten.
Dass ein solcher Dreck von einem desorientierten und übersexten alten Mann in "anspruchsvoll" und "ästhetisch avanciert" umgelogen wird, dass jemand die Schlampen "Ladies" nennt, war man (bisher) in einem sogenannten Qualitätsmedium nicht gewohnt. Aber wahrscheinlich immer noch besser eine solche Schlampe, als als Professorin für "Gender Studies" einen größeren Kreis, einschließlich kleiner Kinder, zu verderben. Pfui Teufel! Die guten alten, von Männern gemachten, Pornofilme waren wenigstens ehrlich.