Samstag, 2. August 2025

Der deutsche Generationenvertrag

Meine Schreibe war ja in den alten Zeiten eher pointiert auf den Einzelfall, absurd, empörend oder komisch, gerichtet. In letzter Zeit häufen sich die Einzelfälle derart, dass ich nicht mehr nachkomme, daher wieder eine geschichtsschwangere Suada vom Generalisten (uups... von der Generalistin). 

Diesmal geht es um Israel.

Ich bin schon durch mein Elternhaus pro-Israel beeinflusst. Für die Linke damals (ALT-Linke!), war das selbstverständlich. Meinem Vater, unkompliziert und im besten Sinne proletarisch geprägt, wäre nie ein antisemitischer Gedanke gekommen. Meine Mutter, aus kleinbürgerlich-schmallippig-protestantischen Verhältnissen stammend, war latent antisemitisch, was sie durch Philsosemitismus zu kompensieren versuchte. Ihr deswegen permanent schlechtes Gewissen war, als ich es durchschaut hatte, schwer zu ertragen. Sie hat es gut gemeint, und ich sage das ohne Ironie.

Als ich in der Schule im Abiturjahr im Englischunterricht ein Referat über den epochalen (wenn auch nicht besonders guten) Roman „Exodus“ von Leon Uris hielt, bewegten sich die Reaktionen der Mitschüler zwischen völligem Desinteresse und Sich-Lustigmachen. Das war 1969/1970. Schon damals war man Außenseiter.

Kleiner Einschub: seit ich hier im Osten lebe, konnte ich immer wieder, anfangs zu meinem großen Erstaunen, feststellen, dass die Menschen hier viel weniger antisemitisch sind, als in meiner Heimat. Sicher, der Massenmörder Arafat wurde zu irgendeiner Parade, deren Name ich mir nicht gemerkt habe, eingeladen, aber das gemeine Volk denkt anders. Ich bin sicher, dass ich mich nicht irre. Woran liegt das? Nach einer meiner vielen Lieblingstheorien daran, dass dem Volk in der DDR nicht eingeredet wurde, sie seien der Abschaum der Welt und ihnen ein gewisser Nationalstolz gelassen wurde. (Einschub im Einschub: das zeigte sich allein schon an den schicken Uniformen der NVA versus den jämmerlichen grauen Lappen der Bundeswehr, die förmlich Selbsthass ausschwitzen und schreien: „Schaut auf uns, wir sind die Arschlöcher der Welt!“) Ob das alles aber nur der freundlichen Natur der Sachsen geschuldet ist und ob das in einem anderen Neuen Bundesland nicht ganz anders wäre, vermag ich nicht zu sagen.

Doch zurück zur Sache. Die Aussage „die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen" des israelischen Psychoanalytikers Zvi Rex trifft den Kern der Sache. Es ist der uralte menschliche Mechanismus: man reagiert als Täter auf Schuld nicht mit Bedauern und Reue, sondern mit der Abwertung der Opfer. Und nun verzeihen die Deutschen den Juden den 7. Oktober nicht. Wolfgang Pohrts Satz vom deutschen Täter als Bewährungshelfer, der sich verpflichtet fühle, Israel mit Lob und Tadel beizustehen, damit das Opfer nicht rückfällig werde, gilt immer noch.

Naja, teilweise. Nun spart man sich immerhin das Lob, so ehrlich ist man inzwischen. Auf den Straßen der Großstädte randaliert der importierte antisemitische Mob Seite an Seite mit den inzwischen nachgewachsenen Biodeutschen und einigen älteren Spinatwachteln, die bei der eingewanderten saftigen und zivilisatorisch unverdorbenen Männlichkeit um Beischlaf betteln. Und ja, ich meine, dass der Zweck des Zulassens bzw. der Förderung der Massenzuwanderung aus islamischen Kulturen dazu dienen soll, die „große patriotische Tat“, an deren Vollendung uns 1945 Amerikaner und Russen gehindert haben, endlich zu Ende zu bringen, schließlich ist man deutsch! Um das klar zu stellen: dahinter steckt sicher keine irgendwie geartete „Verschwörung“, sondern nur das Unterbewusste des guten alten Deutschen Michels. Das mag auch den, je nach politischer Selbsteinordnung, Hass auf Russland bzw. Amerika erklären.

Ich gehe hier nicht im Detail auf die Ereignisse der letzten Zeit ein, nicht auf den Richter, der eine Angeklagte wegen ihres „Engagements“ lobt und die Forderung der Vernichtung Israels als rein geographische Zuschreibung ansieht, nicht auf den „Stern“, der ein erbkrankheitsbedingt abgemagertes „palästinensisches“ Kind zusammen mit seiner Mutter im Stil einer Pietà auf dem Titel abbildet (und vermutlich demnächst dessen Tagebücher abdrucken wird), nicht das erbärmliche Verhalten des deutschen Botschafters in Israel, der Wolfgang Pohrt sowas von, aber auch SOWAS VON, bestätigt, und bei dem man sich fragt, warum ausgerechnet der an den Posten gekommen ist (aber eigentlich beantwortet sich die Frage selbst), und nicht auf die Täter-Opfer-Umkehr. Wäre es nicht schön gewesen, wenn im Zweiten Weltkrieg Amerikaner, Engländer und Russen „Hilfsgüter“ für die zweifellos in Not lebenden deutschen Kinder über Deutschland abgeworfen hätten? 

So, das war's für heute. 

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