Montag, 17. Dezember 2007

Fröhliche Weihnachten

Es gibt diesen Dreck also immer noch.

Ich war 12 Jahre auf einer dieser Sektenschulen. Zu meiner Zeit, es begann Ende der Fünfziger Jahre, mussten die noch um Eltern kämpfen und Unterwerfungsrituale, wie sie heute üblich sind, z.B. die eurythmische Demütigung zukünftiger Eltern, wurden noch nicht erwartet. Hätten die das damals verlangt, hätten die kein einziges Nicht-Anthroposophenkind bekommen. Damals war ja auch die inzwischen ubiquitäre Infantilisierung der Gesellschaft noch nicht einmal eingeläutet, und ich kann mich nicht erinnern, dort jemals Eltern gesehen zu haben. Es war eben ganz einfach so, dass Erwachsene sich so etwas damals nicht antaten. Sie glaubten nur, falls sie überhaupt etwas glaubten, an eine vage "reformatorische" Idee dahinter.

Da ja aber Eltern nun schon seit geraumer Zeit jeden Furz der Zukünftigen Nobelpreisträger, die sie gezeugt haben, mit atemloser Ehrfurcht begleiten, MÜSSEN es welche gesehen haben und das lässt mich wieder einmal fragen, wo der berühmte "Aufschrei" bleibt.

Durch Zufall fand ich das:

Wie sehr die Waldorfschule im völkischen Sumpf steckt, wird jedes Jahr zur Weihnachtszeit deutlich. Dann werden in den Schulen die so genannten „Oberuferer Weihnachtsspiele“ aufgeführt. Steiners Wiener Mentor, Karl Julius Schröer, soll diese Spiele, die von der Vertreibung aus dem Paradies, Jesu Geburt und der Ankunft der heiligen drei Könige handeln, bei deutschstämmigen Siedlern nahe dem ungarischen Preßburg gefunden haben. Schröer und Steiner galten diese Spiele als Ausdruck kultureller Selbstbehauptung der Deutschen gegen eine „Überfremdung“. Sie glaubten, die Stücke seien vom deutschen Volksgeist inspiriert und würden darum das „Deutschtum“ der Zuhörer beleben.

Steiner bearbeitete die Stücke. Im Dreikönigsspiel lässt er drei Juden auftreten, Kaifas, Pilatus und Jonas, hohe Priester, die König Herodes die Geburt des Jesuskindes in Bethlehem deuten, woraufhin dieser den biblischen Knabenmord anordnet. Den Regieanweisungen Steiners zufolge werden die Juden stereotyp, servil und schmeichlerisch dargestellt. „Ihre Aussprache ist jüdisch, ihre Gebärden ungemein lebhaft; alle drei sind in steter Bewegung, küssen sich, nach rechts und links springend, in gebeugter Stellung auf die Schultern, küssen einander gegenseitig, schlagen die Hände zusammen und sprechen dem König mit karikierter, dem Gesagten immer entsprechender Gebärde das letzte Wort im Chore nach.“ Sogar in der anthroposophischen Zeitschrift „Info 3“ wurden die Aufführungen kritisch dargestellt, wie Juden mit spitzen gelben Hüten auftreten, Grimassen schneiden und kreischen. Diese Darstellung in den Waldorfschulen würde heute „eher mit den bildlichen und sprachlichen Darstellungen des Stürmers assoziiert“, schrieb Sebastian Gronbach. Die Waldorfschule böte „eine Darstellung von Juden, wie sie außerhalb des anthroposophischen Zusammenhangs höchstens noch Applaus im Land von Ahmadinedschad bekommen hätte“.
Als ehemalige Schülerin, die sich das X-mal anschauen musste, kann ich nur sagen, es war GANZ GENAU SO, wie hier beschrieben, und es scheint sich in fast vierzig Jahren nichts geändert zu haben.

Keine Eltern, keine älteren Schüler, die angeekelt den Saal verlassen, nur gedämpftes Interesse in Medien, die sonst ganz heiß sind auf jede politisch unkorrekte Lebensäußerung und - bezeichnenderweise - keine Bilder im Internet.

(Kleine Korrektur nach kurzem Nachdenken: Wann wäre Antisemitismus je politisch unkorrekt gewesen? Die Nichtreaktion ist nur konsequent.)

Nichts als das ungehinderte Blühen und Gedeihen dieser Schulen zeigt so deutlich sowohl den Zustand unseres staatlichen Schulwesens als auch die Verfassung gewisser liberaler Gehirne, die offenbar ernsthaft glauben, dass ihre Kinder dort "kreativ", individuell und ohne Druck groß werden. Und das zu einer Zeit, in der, anders als zur Zeit unserer Eltern, alle Informationen leicht zugänglich sind.

Ich frage mich, ob dort auch immer noch geschlagen wird, heute, nach fast 40 Jahren.