Dienstag, 4. Dezember 2007

Gedenkminute für eine zerstörte Familie

Vor ungefähr einer Woche erfreute uns Spiegel Online mit einem Beitrag, der uns erst einmal die Sprache verschlagen hat, und ich nehme an, das ist zumindest ETWAS.

Die Tatsachen: Im zehnten oder elften Jahr eines ehebrecherischen Verhältnisses wird der unverheiratete Teil, selbstverständlich völlig ungeplant und unerwartet, schwanger. Der schwer verheiratete männliche Teil des sauberen Pärchens hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass eine Schwangerschaft das Ende der Beziehung bedeuten würde. Nun will er (Werden Wunder jemals aufhören?) von dem Kind nichts wissen. Die Mutter zog bis vor das Bundesverfassungsgericht, um eine BesuchsPLICHT des biologischen Vaters zu erzwingen und darf jetzt, weil es Journalisten offenbar vor nichts graust, in Spiegel Online ihre fünf Minuten im Rampenlicht genießen.

Dieses Interview ersetzt sechs Semester Psychologie und vermittelt alles, was man eigentlich über die weibliche Natur nie wissen wollte, von "Ich dachte, werde ihn schon herumbekommen"

Dass er, als ich dann doch schwanger wurde, das Kind so vollkommen ablehnt, hatte ich aber nicht erwartet
und:
Ich wusste ja, wie süß [kotz!] er sich um seine ehelichen Söhne kümmert
bis hin zu "Mir hat bisher niemand gesagt, dass ich ein dummes Stück Dreck bin, wie kann ich das also wissen?":
Immerhin habe ich Abitur. Und der Vorsitzende Richter dort hat mein Anliegen auch so verstanden.
Dass unsere besorgte Mutter noch ein weiteres Kind hat, das mit dem kleinen casus belli zusammen im Heim ist (da sieht man wieder einmal, was eine höhere Bildung der Unterschicht nützt!), erscheint am Ende völlig irrelevant. Es geht hier nicht um ein Kind, es geht auch nicht darum, Probleme zu lösen, es geht darum, dass eine Aufmerksamkeitshure unter größtmöglicher Medienpräsenz über ihre Probleme REDEN kann.

Was die Frau, deren Familie unsere professionelle Opferdarstellerin zerstört hat, zu all dem sagt, interessierte natürlich wieder einmal kein Schwein. Man müsste dafür ja auch sein Gehirn einschalten und einen oder zwei Gedanken auf so lästige, altmodische und eh überflüssige Dinge wie Moral und Verantwortung verschwenden, und übermorgen bettelt eh wieder eine andere Sau darum, durchs Dorf getrieben zu werden - und wird es.

Nach dem Spiegel-Interview fehlt zum medialen Ritterschlag jetzt nur noch die Bilderserie in Gala "Kuschelige Besuchstermine im Heim", der Segen von Bischof Mixa und eine Interview-Serie auf kath.net, der dööfsten Webseite seit Fiese Scheitel.

Schließlich geht es um Familienwerte!