Montag, 24. Dezember 2007

München hat ein Raucherproblem...

...oder: Actio libera in causa für Opfer

Am Samstag berichtete die Süddeutsche, dass ein Rentner von zwei Jugendlichen so brutal zusammengeschlagen wurde, dass die Polizei die Angelegenheit als versuchten Mord behandelt. Titel, Untertitel und die ersten Sätze der Meldung ließen keinen Zweifel daran, worum es ging:

Überfall in Münchner U-Bahn
Junge Raucher schlagen Rentner brutal zusammen

Der 76-Jährige hatte die beiden Männer in der Münchner U-Bahn gebeten, ihre Zigaretten auszumachen. Daraufhin beschimpften die Täter den Mann und griffen ihn an der Endhaltestelle auf brutalste Weise an. Begonnen hatte die Auseinandersetzung in der U-Bahn. Die beiden dunkel gekleideten Männer saßen in einem Waggon und rauchten. Der Rentner sprach sie deshalb an und bat sie, die Zigaretten auszumachen.
Da sah man wieder einmal, wessen diese Nichtraucher so fähig sind!

Und niemand wunderte sich.

Aber nicht einmal die Süddeutsche kam ganz umhin, einige weitere Details des tatsächlichen Sachverhaltes zu erwähnen,
Daraufhin beschimpften ihn die Täter, die gebrochen deutsch sprachen, als "Scheiß-Deutscher" und bespuckten ihn
was den Täterkreis wenig kontrovers auf "ausländische" Raucher begrenzte, und dann
...schlugen und traten die beiden vermutlich aus Osteuropa stammenden Männer auf den hilflosen Mann ein.
Schließlich wissen wir ja, wie brutal diese Russen sind (und Polen stehlen eh alles, was nicht niet- und nagelfest ist, aber das ist hier nur am Rande wichtig) und die Hoffnung stirbt zuletzt.

Die Hoffnung starb dann endgültig heute, als die Polizei bekanntgab, dass die Täter festgenommen worden seien, und zwar pikanterweise dadurch, dass sie, kurz bevor sie den Rentner ins Koma getreten, jemanden auch noch gewaltsam um sein Handy erleichtert hatten, was sie beides, identifizierbar und lokalisierbar, machte, und nachdem keiner der zahlreichen Zeugen (ersichtlich aus dem Tatort-Video) es für nötig gehalten hatte, der Polizei zu helfen.

Nach dem Fall des Rabbis in Frankfurt, einem übergewichtiger Mitte-Vierziger, der einem anderen Deutschen mit Migrationshintergrund, der etwa halb so alt war, wie er, unprovoziert ins Messer gelaufen war, haben wir es hier mit einem weiteren Fall von Notwehr zu tun.
Der 17 Jahre alte Grieche und der 20 Jahre alte Türke bleiben bis zu ihrer Verhandlung in Untersuchungshaft. Die beiden hatten die Tat nach ihrer Festnahme gestanden. Sie zeigten aber weiterhin keine Reue, sagte ein Polizeisprecher.

Tja, wer hätte das gedacht?

Die jungen Männer, die der Polizei wegen zahlreicher früherer Straftaten nicht unbekannt waren, sagten bei ihrer Vernehmung aus, sie seien betrunken gewesen und hätten sich von dem Rentner provoziert gefühlt.
Na klar, selber Schuld, wenn er sie dumm angelabert hat. Er hätte doch wissen müssen, dass das nicht gut für ihn ausgehen würde.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte zwar ein hartes Vorgehen gegen die Täter an: "Wenn es rechtlich möglich ist, werden wir den türkischen Straftäter ausweisen. Bei dem anderen haben wir keine Handhabe, weil er EU-Bürger ist" und "Wir müssen die Bevölkerung vor solchen Gewalttätern schützen. Die beiden hätten längst hinter Schloss und Riegel gehört." Jedoch ist angesichts der Vorstrafenliste der Täter und der Tatsache, dass ein solcher Vorfall überhaupt möglich war, vielleicht eher die zynische Frage angebracht, ob die Zeit nicht endlich reif ist für eine neue Rechtskonstruktion. So etwas wie actio libera in causa für Opfer vielleicht, die für die Täter strafausschließend wirkt, wenn das Opfer sie mutwillig in rage gebracht hat.

Es würde die Arbeit der Gerichte beträchtlich entlasten und die Verständigung zwischen den Kulturen weiter vereinfachen.