Samstag, 10. Mai 2008

Coprophilie

Stefan Niggemeier, der selbsternannte Blogwart der Nation, durfte neulich mal wieder so richtig die Sau rauslassen, diesmal in der Zeit:

Eines der drastischsten Beispiele dafür ist die islamfeindliche Seite Politically Incorrect (PI), die es geschafft hat, mit einer üblen Mischung aus Ressentiments, Unwahrheiten und tatsächlich besorgniserregenden Nachrichten über im Namen des Islams begangene Untaten zu einem der größten deutschen Blogs zu werden. Beunruhigend ist die Wirkung von PI in zweierlei Richtungen: Die Halbwahrheiten verbreiten sich von hier in vermeintlich seriöse Medien. Und andererseits eskaliert die Diskussion in den Kommentaren von PI in atemberaubender Weise. Angespornt von den mit Schimpfwörtern durchsetzten Meldungen, entwickelt sich unter den Autoren ein Wettbewerb um die drastischste Meinungsäußerung, der gelegentlich in Mordfantasien mündet.

Seit einiger Zeit werden die meisten Artikel von PI anonym verfasst, ein Impressum gibt es nicht, die Seite ist ins ferne Ausland gerückt, wo sie für keine Lüge und keine Persönlichkeitsrechtsverletzung belangt werden kann. Dank der hyperaktiven und in alle Richtungen ausschwärmenden Kommentatoren von PI scheint an vielen Orten im Internet eine sachliche Diskussion über Themen wie den Islam, Ausländerfeindlichkeit oder Ausländerkriminalität kaum noch möglich.
Tja, um es auf Neudeutsch zu sagen: PI-bashing ist eben in und auch Henryk M. Broder hat es, allerdings aus ganz, ganz großer Höhe, getan, auch wenn er Stefan Niggemeier (genial: "Die Laus, die brüllte"!) eigentlich nicht mag.

Auf die Idee, dass die Leute hinter PI sich umorganisiert und eine, verspätete und partielle, Anonymität gesucht haben, eben weil Niggemeier und Co. das Pflaster für sie hier bis zur Gefährdungsgrenze angeheizt haben, kommt Niggemeier - wundert's uns? - nicht.

Niggemeier, dessen Projektionsvermögen groß genug wäre, um im Maracana Stadion in Rio die Ergebnisse anzuzeigen, macht genau das, was er PI vorwirft, nämlich Unbeteiligte zu emotionalisieren, weil er glaubt, auf der richtigen Seite zu sein, nur dass, wenn das bei Niggemeier schiefgeht, sich kaum jemand darüber aufregt.

Aber was kann man von jemandem erwarten, der freiwillig die Sauberkeit fremder Klos abschnüffelt, um wie ein aufgeregtes Huhn, das ein Ei gelegt hat, zu gackern, sobald er - ach wer hätte das gedacht? - ein Kackfleckchen gefunden hat. Alles, was Niggemeier tut, aber das kann er als studierter Journalist (was immer das ist) vermutlich nicht wissen, ist, seinem Faszinosum durch seine Aktivitäten noch mehr Publizität zu verleihen, als es ohnehin leider schon hat.

Solchen Leuten geht es nicht um die Aufklärung von Sachverhalten (denn dann würden sie einsehen müssen, dass PI viel öfter als nicht recht hat), sondern um ihr eigenes Überleben in der klinisch sauberen höheren Welt der guten Seite, in der man sich um Wahrheit und Wirklichkeit nicht mehr zu scheren braucht.

Interessant ist auch, dass diejenigen, die sich wegen PI einen Knoten in den Schlüpfer machen, sei es Niggemeier, die brüllende Laus, sei es Broder, der brilliante Polemiker, oder sei es Heribert Seifert, der - wie könnte man es anders erklären? - einen Arschtritt ab und zu als Lustgewinn zu empfinden scheint, sich weit weniger, falls überhaupt, über Kewil aufregen, obgleich der in seinen Fakten Fiktionen recht ungeniert die antisemitische Sau rauslässt. Zu unwichtig? Vermutlich. Kewil steht in der Blogcounter-Hitliste für deutsche Blogs mit dem geschmackvollen Namen "Schwanzvergleich", die - notabene - von PI angeführt wird, immerhin auf Platz 20, dennoch macht ihn das nicht zur Konkurrenz der Mainstreamkarrieristen, die sich für widerständig halten.