Samstag, 3. Mai 2008

Das selektive Anstoßnehmen der Deutschen

In Bremen läuft zur Zeit ein christlicher Jugendkongress mit gewaltigen 20.000 Teilnehmern. Das lässt natürlich Schlimmstes befürchten. Um zu verhindern, dass unsere Kinder dem ekelerregenden Anblick von schamlosen Menschen, die sich durch das Absingen christlicher Lieder hemmungslos zur Schau stellen, ausgesetzt werden, fanden einige aufrechte Bürger den Mut, dagegen zu protestieren, und die Feier in Bremer Straßenbahnen, bei denen Jugendliche zu Live-Musik tanzten, wurde nach Androhung von juristischen Schritten von Fahrgästen auf Sonderzüge beschränkt.



Nun stelle ich mir den Gutmenschenaufschrei vor, hätten Fahrgäste gegen die Darbietungen einer Djembe-Gruppe aus dem Senegal protestiert, aber das ist ja, wie man weiß, etwas ganz Anderes, und wenn man andere Festivals lieber sieht, dann ist das eben so.

So sind nach Angaben der Veranstalter Teilnehmer vereinzelt angepöbelt und beim Straßenbahn-Festival von Autonomen mit Bierflaschen beworfen worden. Eine Preisverleihung, bei der Amateurfilme verschiedener kirchlicher Jugendgruppen prämiert werden sollten, wurde durch Zwischenrufe und Störaktionen behindert. Außerdem legten Hacker die Internetseite des Christivals (www.christival.de) am Abend des 1. Mai vorübergehend lahm. Wer von der Startseite etwa zum Programm wollte, konnte unter anderem lesen: „Hallo du. Christival.de ist vorübergehend geschlossen. Wir wissen, dass Gottesglaube heilbar ist. Früher waren wir stockreligiös. Jetzt ist es weg.“ ... Irritiert zeigten sich die Christival-Verantwortlichen allerdings, dass das Ordnungsamt der Stadt Bremen nach diesen Vorfällen eine gegen das Christival gerichtete Demonstration am 3. Mai auf dem Marktplatz genehmigt hat, wo abends ein öffentliches Christival-Festival stattfinden wird.
Die öffentliche Verwaltung weiß eben immer, worauf es wirklich ankommt.

Nun ist es nicht etwa so, als ob mir, als Katholik, Evangelikale Christen nicht ganz gewaltig auf die Nerven gehen würden. Sie tun es. Wenn aber tatsächlich verhindert werden kann (und wird), dass auf einer privaten Veranstaltung über die Therapierbarkeit von Homosexualität auch nur diskutiert, und wenn nicht nur die Stellungnahme gegen Abtreibung, sondern die Demonstration christlichen Glaubens generell, ebenfalls als massiv anstößig empfunden wird, dann kann man nur hoffen, dass der sich jetzt abzeichnende Prozess möglichst schnell voranschreitet, weil am Ende zwar wieder, wie wir das schon zweimal hatten, Namenaufschreiber vor den Kirchentüren stehen, aber Autonome dann, und das ist das Gute daran, in FDJ-Uniform gesteckt werden und ihre Schnauze halten müssen.

Und nix mehr "Gay Pride" Parades.