Samstag, 7. Juni 2008

Ziehen Sie um nach Brüssel, Dr. Pipes!

Im Mai hatten wir uns einmal über das Brussels Journal und einmal über FrontPage aufgeregt, weil wir humorlos und kleinkariert genug sind, von islamkritischen Medien keine Werbung für den Islam zu erwarten.

Das Argument ist immer, dass diese Anzeigen automatisch von einem System generiert werden und tatsächlich tauchen sie immer dann auf, wenn man nach einem Artikel auf einer solchen Seite mit Hilfe der Suchwörter "Muslim" oder "Islam" googelt.

Jetzt haben wir das Experiment mit der Seite von Daniel Pipes wiederholt und unten kann man das Ergebnis bewundern. Ja wirklich - bewundern!



Wir wissen nichts über die Pipes'schen Einkommensverhältnisse und ob er die Einnahmen aus der Werbung all' der friedlichen Muslime, die nur spielen wollen, weniger nötig hat, als Paul Belien oder David Horowitz. Alles, was wir sagen ist: Chapeau, Dr. Pipes!

Wenn er doch nur aufhören würde, wie hier in FrontPage Ende 2006, sich durch seine Bemühungen, politischen "Islamismus" und die an sich friedliche Religion Islam auseinanderzudividieren, zu verbiegen.

Islamisten dominieren inzwischen den ideologischen Diskurs von Muslimen, die an ihrer islamischen Identität oder ihrem Glauben interessiert sind. Deswegen ist das islamische Recht, dass sich über die beiden letzten Jahrhunderte im Rückzug befand, mit Gebrüll zurückgekehrt und mit ihm Dschihad oder der heilige Krieg. Das Kalifat, eigentlich seit einem Jahrtausend außer Funktion, wurde zu einem erregenden Traum.
Wenn also der "Islamismus", laut Pipes eine politische Ideologie und keine Religion, zusammen mit Scharia und Dschihad jetzt "mit Gebrüll" zurückkommt, ja woher kommen diese Phänomene, wenn nicht aus der Vergangenheit, in der sie die herrschende Form des Islams darstellten? Und worin liegt dann der Unterschied zwischen Islam, der Religion und Islamismus, der politischen Ideologie?
... nur Muslime können den zweiten Schritt unternehmen, nämlich die Formulierung und Verbreitung eines Islams, der modern ist, moderat, demokratisch, liberal, gutnachbarlich, human, und respektvoll Frauen gegenüber.
Und ja, das meint Dr. Pipes wirklich ernst.

Da er, in Stil, Niveau und Selbstverständnis, nicht zu der schamlosen make-up-your-shit-as-you-go-along Fraktion des FrontPage Magazins gehört (obwohl er bedauerlicherweise dort publiziert) kann es nur daran liegen, dass er in Philadelphia denkbar weit ab von der Wirklichkeit lebt, die er analysiert, und nicht, wie Paul Belien, mittendrin.