Samstag, 25. Oktober 2008

Sie ist für unsere Sünden entlassen worden!

Das Interview im Abi Magazin mit der uneitlen Elke ist wirklich lesenswert.

Elke Heidenreich: Ich wollte Theaterkritikerin werden, habe deshalb Germanistik, Theaterwissenschaft und Publizistik studiert. Das hat mir auch genützt – ich weiß, wie man Bibliotheken benutzt und eine Arbeit aufbaut und recherchiert.

abi: Warum haben Sie das Studium nicht abgeschlossen?

Elke Heidenreich: Es war mir nicht wichtig, das Studium abzuschließen, ich wollte ja freiberuflich arbeiten, nicht ins Lehramt.
Ja, ja Elke. Das sagen alle Studiumsnichtabschließer.

Da hat sie also etwa 12 bis 14 Semester an drei unterschiedlichen Universitäten (München, Hamburg und Berlin) rumstudiert, um am Ende zu wissen, wie man Bibliotheken benutzt und eine Arbeit aufbaut und recherchiert, etwas, wofür ein Halbjahres-Crashkurs an einer Volkshochschule genügt hätte. Dass, zumindest zu Elkes Zeiten noch, ein "richtiges" Hochschulstudium - und vor allem dessen Abschluss - der Nachweis für die Fähigkeit strukturierten Denkens und die, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können, war, "gildete" wohl nicht für eine zuküftige Theaterkritikerin.

Wie so viele andere Unterschichtkinder ist auch unsere Fast-Philologin der Illusion erlegen, dass ein Studium sie dem Rest der Welt überlegen macht, obwohl der Rest der Welt (damals) nicht, wie die ihre, aus Tankstellenpächtern und ihren Familien bestand. Anders als viele andere Unterschichtkinder fand sie es aber wohl auch nicht nötig, ein vielsemestriges Studium mit etwas abzuschließen, dass bankfähig gewesen wäre, und setzte stattdessen auf Proll-Charme, und was das wirklich Traurige daran ist, ist die Tatsache, dass es sich für sie ausgezahlt hat.

abi: „Wer nicht liest, ist doof“, wollten Sie – wenn auch in einem Essay – mit Kreide auf alle Wände schreiben. Ein plakativprovokanter Satz, der sicher Erwachsenen ein Stachel im Fleisch sein soll. Wie sieht Ihr Konzept aus, um junge Leser zu gewinnen?

Elke Heidenreich: Was die Eltern versieben, kann ich auch* nicht mehr retten.
Heilige Elke Mutter aller Bildung, bitte für uns arme Bildungsferne jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.


*Hervorhebung von mir!