Sonntag, 9. November 2008

Mal so, mal so und wir können auch anders

Nun haben wir endlich jemanden, der den Rekord der "Bischöfin" Käsmann für angewandte Beliebigkeit einstellt! Henryk M. Broder unter der originellen Dachzeile "Weiter im Pogrom" auf Spiegel Online am 07.11.2008 über die Äußerungen des CDU-Politikers Wulff im Zusammenhang mit der Managergehälter-Diskussion:

Was aber ist es, das heute in der Luft liegt, welch besonderer Duft ist es, der sympathischen, vernünftigen und nicht zu Übertreibungen neigenden Menschen die Sinne vernebelt? Kaum hatte der Direktor des Münchener Ifo-Instituts, Hanns-Werner Sinn, die Lage der Manager heute mit der Situation der Juden im Dritten Reich verglichen, wofür er sich umgehend entschuldigte, kommt der Ministerpräsident von Niedersachsen, Christian Wulff, daher und redet von "Pogromstimmung" gegen Manager.

schnipp

Es scheint tatsächlich etwas in der Luft zu liegen, ein Virus, der Leute wie Sinn und Wulff mit unbewusster Entschlossenheit in den größten Fettnapf treten lässt, den die Geschichte derzeit anzubieten hat.

schnapp

Aber in solchen Momenten an die Lage der Juden im Dritten Reich zu erinnern oder von Pogromstimmung zu reden, das sind nicht Geschmacklosigkeiten, es sind Fehlleitungen eines unheilbar gesunden Gewissens.
So weit, so gut. Und im Deutschlandradio Kultur, ebenfalls am 07.11.2008, über die "Soße der Betroffenheit" im Zusammenhang mit dem Umgang mit der "Kristallnacht":
Broder: ... Schauen Sie, die Aufregung um eine Äußerung von Werner Sinn vor einer Woche oder vor zehn Tagen, der Mann hat einen ganz klaren Rekord. Er ist alles, er ist alles, nur kein Antisemit, hat sich einfach verplappert, einen dummen Satz gesagt.

Heise: Aber darf man sich verplappern in dem Zusammenhang?

Broder: Ja, man darf sich bei allem verplappern.

Heise: Auch wenn man öffentlich redet?

Broder: Ja, auch wenn man öffentlich redet, auch Politiker und Leute in öffentlichen Funktionen sind vor Irrtümern nicht sicher.
Schade!