Donnerstag, 2. September 2010

Geh Sarrazins Büroklo putzen oder...

 ... Pimpelchens kognitive Dissonanzen

Pimpelchen befragt den Genforscher Gil Atzmon unter der Überschrift "Hochzeiten bewahren den Genpool".

Zur Einführung: Atzmon stellt fest, dass es Haplotypen gibt, die hauptsächlich vier Bevölkerungsgruppen erfassen: Weiße, Chinesen, Japaner und Afrikaner. Kartographiert man sie, entsteht eine "HapMap". Pimpelchen fragt, ob diese "irgendeinen praktischen Nutzen" habe. Nun zu dem Interview (Hervorhebungen von uns):

Atzmon: Sie macht die Unterschiede zwischen den Ethnien sichtbar, und dann kann man herausfinden, welche Mutationen mit Krankheiten zusammenhängen und welche nicht. Das ist auch die Hauptidee hinter der jüdischen "HapMap": Wir wollten die Haplotypen in jeder Region kartografieren, wo Juden leben, und von diesem sogenannten Normalgenom aus können wir dann genetisch bedingte Krankheiten vergleichen.

Die Welt: Sie sprechen von Krankheiten wie dem Tay-Sachs-Syndrom, das besonders häufig bei aschkenasischen Juden auftritt.

Atzmon: Tay-Sachs ist das bekannteste Beispiel. Nur tritt das Tay-Sachs-Syndrom unter Juden überhaupt nicht mehr auf: Es ist gelungen, diese Krankheit in der jüdischen Bevölkerung zu eliminieren. Aber es gibt immer noch Brustkrebs, Prostatakrebs und so weiter - wir kennen heute dreihundert Permutationen in der jüdischen Bevölkerung, die mit Krankheiten in Verbindung gebracht werden.

Die Welt: Warum haben Sie sich denn überhaupt auf Juden konzentriert?

Atzmon: Es ist leichter, eine Münze unter einer Straßenlaterne zu finden als in der Dunkelheit. Wenn man genetische Studien betreibt, sucht man nach homogenen Bevölkerungsgruppen. Und die Juden dienen für viele Studien als Beispiel: Ob es um Ägypten, den Irak oder um Syrien geht - man sucht vorzugsweise nach Juden, weil sie vergleichsweise homogen sind.

Die Welt: Wie sind Sie vorgegangen?

Atzmon: Wir haben sieben Bevölkerungsgruppen aus sieben verschiedenen Regionen untersucht. Dadurch, dass wir das Normalgenom etablierten, konnten wir für die jeweilige Region das Gen herausfinden, das mit Krankheiten in Verbindung gebracht wird - das Ergebnis konnten wir dann auf die nichtjüdische Bevölkerung hochrechnen.

Die Welt: Und wo haben Sie die sieben jüdischen Gruppen gefunden?

Atzmon: Die meisten hier in New York. Aber wir sind auch nach Athen, nach Rom und nach Israel gefahren, um genetisches Material zu sammeln. Um in unserer Studie vertreten zu sein, mussten ...

Die Welt:
Was ist das Ergebnis Ihrer Studie?

Atzmon: Verschiedenes. Lassen Sie mich Ihr Augenmerk zunächst auf Folgendes lenken: Juden teilen mehr genetisches Material miteinander als mit ihrer nichtjüdischen Umgebung.

Die Welt:
Dann sind die Juden also wirklich eine Familie?

Atzmon: Nun ja, in gewisser Hinsicht. Die Juden haben einen gemeinsamen Vorfahren, dessen Spuren sich in den Nahen Osten zurückverfolgen lassen. Wir können Informationen aus dem Genmaterial verwenden, um historische Ereignisse zu definieren. Etwa die Spaltung zwischen den iranischen und irakischen Juden auf der einen Seite - den sogenannten "Misrachim", den Juden im Nahen Osten - und den Aschkenasim, die vor ungefähr 2500 Jahren stattfand. Wir sehen auch verschiedene Mischungen. Die Aschkenasim haben besonders viel davon im ersten Jahrtausend angesammelt: Schließlich waren zehn Prozent der Bevölkerung des byzantinischen Reiches Juden, ungefähr sechs Millionen, viele von ihnen Konvertiten.
Nun schreibt Pimpelchen auf der Achse:
Henryk war ja so freundlich, mein WELT-Gespräch mit Gil Atzmon zu verlinken. Es könnte hier vielleicht den einen oder die andere interessieren, dass ich dieses Interview schon vor Monaten geführt habe, als noch kein Mensch etwas vom Buch jenes Berliner Sarrazenen [Gute Güte, es meint, es stünde so weit über Sarrazin, dass es sich nicht einmal seinen Namen merken dürfe. Wie überaus subtil!] wissen konnte; dass aus dem Gespräch klar hervorgeht, dass es ein jüdisches Gen eben gerade nicht gibt; und dass seine Relevanz vor allem darin besteht, dass die Thesen von Shlomo Sand ("Das jüdische Volk gibt es gar nicht") bzw. von Arthur Koestler ("Die Ostjuden stammen zum großen Teil von Chasaren ab") hiermit emdgültig [sic!] im Aktenordner für Spinnereien [Schicke Metapher!] abgelegt werden können.
Was also schließt das Pimpelchen aus Atzmons Ausführungen? Es schließt daraus, dass es KEIN jüdisches Gen gibt und daraus wiederum, dass DADURCH (eben durch die Tatsache, dass es kein jüdisches Gen gäbe) bewiesen sei, dass es erstens ein jüdisches Volk gibt und zweitens, dass die aschkenasischen Juden nicht von den "Chasaren" abstammen.

Jeder behält gerne recht und jeder verfällt auch schon einmal der Versuchung, seinen Scheiß einfach so im Vorbeigehen abzusondern, aber das hier ist einfach nur Schwachsinn. Klinisch verstanden. Eine derartige Leugnung der Realität, wenn sie nicht in die eigene Ideologie passt, ist - klinisch - krank. Aber wer weiß! Vielleicht verwechselt es ja auch "homogen" mit "homosexuell". Wundern würde es uns nicht.