Dienstag, 12. April 2011

Willkommen im Narrenparadies.

Wenn der Pastor einer Gemeinde von 50 Seelen in Florida der Verbrennung einer Ausgabe des verkackten Buches eines epileptischen Pädophilen aus dem 7. Jahrhundert, das Bigotterie, Mord, Eroberung und Versklavung kodifiziert, wenn also dieser Pastor der Verbrennung dieses Buches beiwohnt, steht die Welt Kopf, denn das Buch ist der Koran und Muslime könnten böse werden, was sie dann auch taten. Immerhin fragen einige Mutige, ob man dem Prediger denn "ganz" die Schuld an den etwa 20 Morden an Christen in der islamischen Welt geben könne.

Nicht dass der nachgerade zum Tagesgeschäft gehörende Mord an Christen in islamischen Ländern denselben Leuten auch nur ein müdes Arschrunzeln oder die Diskussion einer Schuldfrage abringen würde.

Es gibt aber auch welche, die es als ein gutes Zeichen sehen, dass diesmal "nur" 20 Menschen ihr Leben verloren haben.

Islamschmähung ruft, so darf man hoffen, nicht mehr dieselbe Hassreaktion hervor. Das Potenzial zur kollektiven Empörung scheint geschrumpft, das Flächenbrandszenario [sic!] westlicher Islamexperten hinfällig. Die Menschen in Nordafrika und im islamischen Asien haben ein anderes Ventil gefunden: den Widerstand gegen ihre eigenen Diktatoren.
Noch einmal ganz langsam: Es gibt also jemanden, der ernsthaft glaubt, dass die Leute, die früher andere abgemurkst haben, weil jemand irgendwo ihrem Propheten nicht genug Respekt erwiesen hat, jetzt auf einmal "ein anderes Ventil" (für was?) gesucht und gefunden haben, nämlich den (implizit guten) "Widerstand gegen ihre ... Diktatoren". Dass diese Diktatoren zwar nicht säkular, aber auch nicht fundamentalistisch-islamisch sind oder waren, und dass diejenigen, die ihnen jetzt widerstehen, vor kurzem noch Leute abgemurkst haben, weil jemand irgendwo ihrem Propheten nicht genug Respekt erwiesen hat - wen interessiert's. Im Narrenparadies ist noch ein Plätzchen frei.