Dienstag, 11. September 2018

Rescherschie-Rescherscha-Rescherfallerallala

Update: Herr Sahm hat den Beitrag auf seiner Seite gelöscht.

Am vergangenen Freitag ist auf Audiatur, einer Publikation, die, wie der Autor, einen Ruf zu verlieren hat, ein derart grottenschlechter Artikel erschienen, dass ich ihn hier kommentieren MUSS, andernfalls würde ich Gemütsblähungen bekommen.


Ich habe diesen Kommentar dort hinterlassen, Audiatur hat ihn nicht freigeschaltet und dann die Kommentarfunktion deaktiviert. Jack Brinker hat ihn deswegen auf der Facebook-Seite von Ulrich Sahm, den ich durchaus einmal geschätzt habe, eingestellt. Es lohnt sich auch, die Kommentare dort zu lesen. Vom Altmännerhumor des Autors bis "Ich hab' zwar keine Ahnung und es geht mich auch nichts an, aber ich mag die Queen nicht" alles da. Ein wahrhaftiger Stuhlkreis Dunning-Kruger-Syndrom-Befallener.
Dieser Artikel ist eine unerträgliche Mischung aus Falschheiten, logischen Fehlschlüssen, Halbwahrheiten, Unwichtigkeiten, Allgemeinplätzen und Dingen, die eh jeder, der sich für die Geschichte des Nahen Ostens interessiert, weiß. (Den grauenerregenden Stil lasse ich weg. Was für ein Niveau!)

Aus der Tatsache, dass zwei kleine Mädchen kichernd den Hitlergruß nachmachten, schließen Sie also, dass im Königshaus "Zuneigung" für die Nazis geherrscht habe und diese nur durch den Krieg gedämpft wurde? (Übrigens hieß die Schwester der späteren Königin "Margaret", nicht "Margareth". So viel Zeit sollte bei der Recherche sein und der offensichtliche Mangel daran wirft ein Licht auf die Qualität dessen, was kommt, bzw. fehlt, z.B. dass der Prince of Wales, kurzzeitige König und spätere Duke of Windsor VON ANFANG AN ein peinlicher Klotz am Bein der Familie gewesen war, nicht nur, aber auch, wegen seiner Nazi-"Zuneigung" (was für eine Wortwahl!).

Einige faktische Korrekturen:
Der Brexit ist noch nicht vollzogen.
Über die Auslandsbesuche entscheidet nicht die Königin, sondern der Premierminister.
Das Königshaus ist zu strenger politischer Neutralität verpflichtet, die in einem Konfliktgebiet kaum einzuhalten wäre, zumal die Briten an den Ursprüngen des Konflikts nicht unbeteiligt waren, was Ihr Artikel ja auch so am Rande erwähnt.

Ich spar mir den Rest, nur das:
"Obgleich die Briten während des Zweiten Weltkriegs gegen die Deutschen kämpften und die Juden vor ihrer Vernichtung in Palästina retteten [*ähemm* was sicher der Sinn des Nordafrika-Feldzugs gewesen war], indem sie Rommels Vormarsch in Nordafrika im ägyptischen El Alamein stoppten, fielen ihnen zeitgleich jüdische Nationalisten in den Rücken. Es kam zu jüdischen Attacken auf die Briten, zur Hinrichtung britischer Soldaten als Reaktion auf die Hinrichtung jüdischer Aufständischer und schliesslich zur Sprengung des King David Hotels in Jerusalem, einem britischen Hauptquartier."
DES britischen Haupquartiers übrigens! Das war aber NICHT NETT von den bösen Juden. Wissen Sie eigentlich, was Sie hier sagen? Wenn man das schon erwähnt, sollte man auch nicht verschweigen, dass die Juden die Engländer gewarnt, und die sich nach Gutsherrenart geweigert hatten, das "King David" zu räumen, so à la "We don't take orders from Jews." Wussten Sie nicht? Das hatte ich befürchtet.

"Hinrichtungen" setzen übrigens ein nach rechtstaatlichen Grundsätzen zustande gekommenes Todesurteil voraus. Hier handelte es sich um Morde.

Sie hatten doch früher einmal einen Ruf als Journalist zu verlieren, Herr Sahm. Schämen Sie sich eigentlich nicht, für so einen völlig deklassierten Dreck Ihren Namen herzugeben?
Was ich schon immer einmal fragen wollte: Was hat der Beruf des Vaters des Herrn Sahm mit seiner journalistischen Arbeit zu tun? Wen interessiert das? Wir haben an der Uni früher immer über einschlägige Kommilitonen gewitzelt: "Beruf des Vaters: Arztsohn".

Und ist man mit fast 70 immer noch "Sohn"?

Traurig.