Donnerstag, 29. November 2007

Gnade vor Recht

Nach dem Urteil gegen die englische Lehrerin Gillian Gibbons von 15 Tagen Haft sind eigentlich alle froh, dass das Gericht in Khartoum Gnade vor Recht (ja wirklich!) walten ließ, und diese innige Freude konnte auch nicht die Tatsache stören, dass zahlreiche Anhänger der Religion des Friedens in Protest gegen das Urteil randalierten und derart eindinglich die eine oder andere im Rahmen der kulturellen Unterschiede zu verstehende Todesart für die Frevlerin gegen den Einzig Wahren Glauben forderten, dass diese an einen unbekannten und daher sicheren Ort verbracht werden musste. Eines dieser vermeidbaren interkulturellen Missverständnisse, an denen immer der Westen Schuld ist.


Da freut es doch schon wieder, wenn endlich auch die Vertreter der Religion des Friedens in Gillian Gibbons Heimatland ihre kollektive Stimme für die arme Frau erheben. Al Reuters informiert uns: "Britische Muslime hoffen auf Freilassung von Lehrerin". Doch Kommando zurück! Es waren nicht DIE britischen Muslime, es waren genau zwei, nämlich die zwei muslimischen Vertreter im britischen Oberhaus, Lord Nazir Ahmed und Baroness Sayeeda Warsi. Und niemand lachte.

Hier im Westen haben wir inzwischen längst akzeptiert, dass eine Frau, die duldet, dass ein Teddybär nach dem Propheten benannt wird, vierzig Peitschenhiebe verdient und dass es nur ihre Unwissenheit ist, die sie davor bewahren sollte. Wir im Westen, die wir für uns jede - auch die allernachsichtigste - moralische Autorität als oppressiv abgeschafft haben, finden die sadistische Autorität der islamischen "Moral" ganz in Ordnung.