Donnerstag, 10. Januar 2008

"Es" denkt 'mal wieder in jemandem!

Ein Kommentar von Stefan Dietrich in der FAZ:

Saubermänner

09. Januar 2008 „Wer unser Gastrecht missbraucht, für den gibt es nur eines: raus, und zwar schnell." Das hat nicht Roland Koch gesagt, sondern ein niedersächsischer Ministerpräsident namens Schröder. Derselbe Schröder zieht heute mit Abscheu und Empörung über Ministerpräsident Koch her, der sich selbst im Wahlkampf deutlich weniger holzschnittartig ausdrückt als der Niedersachse.

Auch Schröders ehemaliger Parteifreund Lafontaine, der sich mit einer Bemerkung über „Fremdarbeiter, die Arbeitsplätze wegnehmen“, bei Rechtsextremisten beliebt machte, sollte sich mit Kritik an Kochs politischer Einäugigkeit besser zurückhalten.

Noch vor einem halben Jahr warnte Stephan Kramer, der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, vor „steigender Gewaltbereitschaft unter vielen muslimischen Jugendlichen gegenüber Juden". Sie sei vergleichbar mit der im rechtsextremistischen Lager. Dem Wahlkämpfer Koch, der dieses Phänomen zum Thema macht, wirft er nun vor, „Vorurteile gegen Ausländer zu schüren“. Allerdings hat jetzt auch gerade kein Überfall auf einen jüdischen Rentner stattgefunden.
Politiker lügen wie gedruckt, das ist nichts neues, und es ist lobenswert, das noch einmal hübsch kompakt zusammenfassend darzustellen. Allerdings hätten wir von einem Vertreter des ZdJ, mit seinem hohen ethischen Anspruch, schon etwas mehr Wahrheitsliebe (oder ist es Realitätssinn?) erwartet, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass der "jüdische Rentner", den es laut Verfasser braucht, um den FdJ aktiv werden zu lassen, aus einem guten Kommentar ein Stück subtiler Hetze macht.

Wenn man sich die lahmarschigen Stellungnahmen des ZdJ in der Angelegenheit des unlängst niedergestochenen Rabbiners in Frankfurt anschaut (zwar kein Rentner, aber immerhin!), wenn man die ebenso generelle, wie nervtötende Bereitschaft dieser Organisation, nahezu sämtliche Übel der Welt schultern zu wollen, kennt, einschließlich der sachlich falschen, relativierenden und zum Speien oft wiederholten Gleichsetzung von Antisemitismus und Rassismus, wenn man weiß, dass Herr Kramer, übrigens ein Konvertit, den antisemitischen Kampfbegriff "Islamophobie" versucht hoffähig zu machen, und wenn man dann die Unterstellung liest, dass der ZdJ nur dann von sich hören ließe, wenn gerade mal wieder ein "Überfall auf einen jüdischen Rentner stattgefunden (hat)" dann, ja dann kann man dem Verfasser des obigen Kommentars nur raten, doch noch einmal gründlich in sich zu gehen.