Mittwoch, 9. Januar 2008

Schmuddel-Knut und die unerträgliche Wirklichkeit



Hier das kleine Eisbärmädchen, das jetzt von Menschen aufgezogen, dann (notgedrungen) von ihnen verstoßen werden, ein Leben im Luxus-Käfig führen und irgendwann (menschengesteuert) gedeckt werden wird, um die traurige Ahnenreihe weiterzuführen. Aber EINES wird es immerhin nicht haben: GEBÄRMUTTERZYSTEN!
Immerhin!


Im Nürberger Zoo hatten zwei Eisbärenweibchen fast gleichzeitig geworfen. Alle Babies hatten diejenigen Geräusche gemacht, die auf gesunden Nachwuchs schließen ließen, bis die zwei der einen Bärin garnix mehr sagten und es sich dann herausstellte, dass sie spurlos verschwunden waren, gefressen von der Mutter, wie das die Natur so in manchen Fällen vorsieht.

Aber das ist natürlich dem Durchschnittsleser der Welt nicht vermittelbar:

Wenige Tage zuvor hatte Eisbärenweibchen "Vilma" ... ihre zwei Babys nach ihrem Tod gefressen.
Danach könnte es, rein satztechnisch, auch sein, dass die Bärin verstarb und als eine Art ursine Untote ihre Babies verzehrt hat. Tatsächlich war es aber wohl eher so, dass die Schmocks des taz-Verschnitts im Eifer, ihre Leser vor der schrecklichen Wahrheit einer Bärin, die ihre Jungen gefressen hat, bevor sie tot waren, zu bewahren, ihre Sätze zusammen mit ihrer Unterwäsche verwurstelt hatten.

Dafür spricht auch, dass an anderer Stelle derselben Fotostrecke bemerkt wird:
Es ist bekannt, dass Eisbären ihren Nachwuchs auffressen, wenn er nicht gesund ist.
Nicht, wenn er TOT ist, wohlgemerkt, sondern wenn er NICHT GESUND ist. Und das machen übrigens nicht nur Eisbären.

"Wie grausam" titelte Bild, das Drecksblatt, das sein Prabolspiegelohr immer zum Kotzen nah am Volk hat. (Kein Link!)

Das Problem ist nur: Diese Jungen WAREN vermutlich gesund. Was allerdings nicht "gesund" war (und ist) ist die Umgebung, in der diese Jungen geboren wurden. In ihrem natürlichen Lebensraum werden Eisbärenmütter nämlich, anders als im Zoo, relativ wenig von gaffenden menschlichen Idioten gestört, und wer jemals einen Wurf Hunde oder Katzen, die seit Menschengedenken an Menschen gewöhnt sind, großgezogen hat weiß, wie schnell das seelische Gleichgewicht eines Muttertieres aus dem Gleichgewicht gebracht ist und dass das sehr schnell zum Verstoßen der Jungen führen kann.

Doch damit nicht genug an humanem Kretinismus.

Das dritte Eisbärenjunge, aus einer anderen Mutter, das potentiell in Gefahr war, zu verhungern, weil seine Mutter sich immer weniger für es zu interessieren schien, wurde dem Hungertod preisgegeben, weil das ja - bitteschön - in der Natur auch so laufen würde, als ob hier IRGENDETWAS natürlich gewesen sei und die Tatsache, dass das (wie man inzwischen weiß) kleine Mädchen jetzt doch leben wird, ändert nicht einen Deut daran, dass diese gehirngeschissenen Deppen erst einen kleinen Eisbären zur Welt kommen ließen, der nie hätte geboren werden dürfen, um ihn dann elendig verrecken zu lassen.

Der Einwand, dass man vielleicht doch bitteschön Eisbären im Zoo nicht mehr züchten, sondern sinnvollerweise aussterben lassen solle wird von Experten abgetan mit dem Argument, dass das
nicht artgerecht (ist), es macht die Tiere krank. Das Risiko, dass sie Zysten und andere Erkrankungen an den Gebärorganen ausbilden, steigt beträchtlich. Langfristig werden sie dadurch sogar unfruchtbar.
Oh je! Und das ist ja genau das, was wir NICHT wollen! Lasst uns Eisbären weiter züchten, Wegwerfwürfe und menschenaufgezogene Neurotiker inbegriffen, Hauptsache, die Bärendamen haben keine gynäkologischen Probleme und die Unterschicht kann sich weiter Eisbären im Zoo angucken und im Fernsehen Schweinkram, statt der Filme des Sir David Attenborough.