Montag, 21. Januar 2008

Ein Bisschen Erleichterung

Auf dem Marktplatz einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt wurde in der Nacht zum Sonntag eine 54-jährige Frau mit äußerster Brutalität von einem 18-Jährigen zu Tode geprügelt. Einige Taxifahrer waren davon so schockiert, dass sie zuschauten, ohne einzugreifen. "Sie alarmierten sofort die Polizei und einen Rettungswagen", sagte eine Polizeisprecherin der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt, was "immerhin" impliziert und das Spiegel Online denn auch erwähnenswert fand. Und weiter: "Obwohl wir sehr zügig vor Ort waren, starb die Frau auf dem Weg ins Krankenhaus an ihren schweren Kopfverletzungen."

Der Täter wurde kurz darauf verhaftet, wie die Medien berichteten sturzbetrunken, verwirrt und aggressiv. Täter und Opfer sollen dem Säufermilieu angehören.

Einer derjenigen Zeugen, die aus sicherer Entfenung mit ansahen, dass der 18-Jährige die am Boden liegende Frau trat, sie am Kragen hochzog, wieder fallen ließ und immer wieder als "Schlampe" beschimpfte, berichtet auch, dass der Täter sich mehrmals nach Tritten auf den Kopf in Siegerpose neben das Opfer gestellt habe, "als habe er ein Stück Wild erlegt". "In Sicherheitskreisen", so berichtet der Tagesspiegel, werde nicht ausgeschlossen, dass der Mann aus einem sozialdarwinistischen Motiv heraus die Frau "misshandelt" habe.

Was die Frau sicher trösten würde, lebte sie noch.

Hettstedts Bürgermeister Jürgen Lautenfeld zeigte sich, wie vorausszusehen war, "schockiert" von dem Vorfall. "Dieser Fall ist äußerst tragisch." Was er natürlich nicht war, aber es ist vermutlich zu viel verlangt, dass der Bürgermeister einer Anhaltinischen Kleinstadt oder die Spiegel Online-Redaktion mit dem Tragikbegriff vetraut sind.

"Ein bisschen Erleichterung", so Spiegel Online, sei dabei jedoch mitgeklungen, als er erfuhr, dass der Vorfall keinen politischen Hintergrund haben soll, sprich: dass kein "Ausländer" betroffen war.

Was ein wunderbares Epitaph für das Grab dieser Frau abgeben würde.