Sonntag, 6. Januar 2008

Wie wird man Islamexperte?

Wir entdeckten unlängst, dass der SWR im Rahmen seiner religiösen Sendungen auch eine für Muslime anbietet und wünschten, es wäre uns erspart geblieben.

Im Prinzip, und unter Gesichtspunkten reinen Proporzes, wäre ja nichts dagegen einzuwenden. Die viel kleinere Glaubensgemeinschft der Juden hat ja auch eine. Interessant zu erfahren wäre allerdings, ob diese Sendung gemacht wurde, um sämtliche Vorwürfe der Islam-Kritiker zu bestätigen oder weil die Redaktion des SWF nicht ihren Hintern von ihrem Ellenbogen unterscheiden kann.

Da erfreute uns kürzlich jemand namens Hilal Sezgin, geboren, laut SWF-Eigenwerbung, 1970 als Tochter deutsch-türkischer Eltern, die "Philosophie mit den Schwerpunkten Moralphilosophie und politische Theorie, (studierte)" in der Sendung "Islamisches Wort" mit dem angesichts der sich häufenden "Ehrenmorde" und Vergewaltigungen vor allem auch nichtmuslimischer Frauen und Mädchen durch die Anhänger der Religion des Friedens, immer noch hochaktuellen Beitrag "Frauen um Mohammed".

Da findet sich kein Fünkchen Machotum von wegen Familienernährer oder Familienoberhaupt. Da wird "weiblichen Führungskräften" nicht insgeheim der Gehorsam verweigert.
Wir nehmen also erstaunt zur Kenntnis, dass hier eine engagierte weibliche Folgerin der Religion des Friedens den Wunsch eines Mannes, seine Familie auch ernähren zu können, als "Machotum" abtut. Der Prophet (PBUH) ließ sich aushalten, und das war auch gut so.
In späteren Jahren, Khadidscha war gestorben, heiratete Mohammed mehrere Frauen, die übrigens auch sämtlich verwitwet oder geschieden waren - und eine ganz junge: Aischa. Nach heutigen Maßstäben wäre sie noch ein Kind. Doch die Ehe mit dem wesentlich älteren Propheten scheint für Aischa keine Abhängigkeit bedeutet zu haben.
"Scheint"! Na wenn sie es sagt… Die hier verschwiegene Tatsache, dass diese Aischa sechs Jahre alt war, als der Prophet (PBUH) sie geheiratet und neun (9!), als er die Ehe vollzogen hat, könnte natürlich ein anderes Licht auf diese Interpretation werfen, genau wie die ebenfalls verschwiegene Tatsache, dass die Witwenschaft und die Scheidungen dieser Ehefrauen, sehr oft nicht ohne einen aktiven Beitrag des Propheten (PBUH) zustande gekommen wären, aber wer mag schon einer Tochter deutsch-türkischer Eltern, die "Philosophie mit den Schwerpunkten Moralphilosophie und politische Theorie" studiert hat, widersprechen?
Fatima, die Lieblingstochter Mohammeds, ist uns nicht als politische Figur bekannt. Privat allerdings ließ sie sich nicht alles bieten. Sie wehrte sich dagegen, dass ihr Mann Ali eine zweite Frau heiratete; und nach dem Tod Mohammeds rang sie mit dem Kalifen Abu Bakr um Land und Erbe.
Also langsam werde ich wütend. Hält die uns nun für doof oder weiß sie wirklich nicht, dass, zumal in diesem Zusammenhang, ein Ringen "um Land und Erbe" EXTREM politisch ist?

Aber der Ober-Heuler ist immer noch:
Und darum muss man eigentlich nicht lange suchen, um in Mohammeds unmittelbarer Umgebung selbstbewusste … Frauen zu finden … Mit Mohammeds Erlaubnis und Unterstützung waren sie genau da, wo Frauen hingehören. Dass sie oft übersehen werden, könnte höchstens daran liegen, dass ihre Stärke für manch heutige Zeitgenossen so unangenehm sichtbar ist.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Also die Frauen, die mit Mohammeds Erlaubnis und Unterstützung genau da waren, wo Frauen hingehören, werden heute deswegen so oft übersehen, weil ihre Stärke für manch heutige Zeitgenossen so unangenehm sichtbar ist.

Wir können nur vermuten, dass man Moralphilosophie und politische Theorie studiert haben muss, um so etwas verzapfen zu können.

Was lehrt uns das?

Erstens, dass einen die Zugehörigkeit zum Islam und/oder die ethnische Zugehörigkeit zumindest eines Elternteiles zu einem muslimischen Land einen bei uns, sozusagen per Geburtsrecht, zum Islamexperten macht, auch wenn nicht eine einzige weitere Voraussetzung vorliegt.

Zweitens, dass es, nach dem Motto: "Alle meine jüdischen Freunde sagen auch...", gut ankommt, wenn eine Frau einen solchen würdelosen, misogynen Dreck publiziert. Schließlich ist sie ja "Islamexpertin".

Drittens, dass unsere Universitäten in einem verzweifelten Zustand sein müssen, selbst dann, wenn dieses sprachlose Untalent nicht mehr als ein einziges Semester Philosophie mit den Schwerpunkten Moralphilosophie und politische Theorie "studiert" haben sollte.

Viertens, dass es beunruhigend ist, dass man als ehrlicher Kommentator der Zeitläufte, trotz grundsätzlich immer noch vorhandener Bereitschaft in liberale Denkmuster zurückzufallen, immer wieder erkennen muss, dass der Islam einfach nichts in einer freiheitlichen, aufgeklärten Gesellschaft zu suchen hat.

Und fünftens, dass, wenn all dieses gewalt- und misogynie-relativierende, pädophilie-beschönigende, wirre und stilistisch abgrundtief schlechte Gefasel vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbreitet wird, irgendetwas stinkt.

Unser Dank geht an Gudrun Eussner, die uns mit diesem irritierenden Phänomen vertraut gemacht hat.