Dienstag, 25. März 2008

Der alte Ziegenbock und das verwöhnte Kind



Ohne Zweifel wäre es unberechtigt, Oriana Falacci, die ebenfalls in Daniel Pipes' Blog erwähnt wird, in die Dummtussen-Kategorie einzuordnen, deswegen bekommt sie ihren eigenen Eintrag hier.

Sie geriet in die Pipes-Post, weil auch sie nicht ohne das muslimische Kopftuch, oder besser: die Iran-übliche Ganzkörperverhüllung, auskommen mochte. Sensationssuche war stärker, als ein Prinzip. Das war 1979, als sie bei dem alten Ziegenbock Khomeini zum Interview antreten durfte. Und Fallaci wäre nicht Fallaci, würde man am Ende nicht mehr über Fallaci, als über Khomeini erfahren.

Fallaci erinnerte sich, dass sie Khomeini intelligent fand und "den bestaussehenden alten Mann, den ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Er sah wie die 'Moses'-Skulptur von Michelangelo aus. Und, so sagte sie, Khomeini war "keine Marionette, wie Arafat oder Ghadafi oder die vielen anderen Diktatoren, die ich in der islamischen Welt getroffen habe. Er war eine Art Papst, eine Art König - Ein wirklicher Führer."
Und niemand (es erschien 2006 in The New Yorker) fand das peinlich - schließlich war es ja von "La Fallaci".

Doch es kam noch schlimmer. Sie erzählt:
Als Khomeini sie wiederkommen ließ [nachdem sie das erste Interview "geschmissen" hatte], gab sein Sohn Ahmed Fallaci einige Ratschläge: Sein Vater war immer noch sehr wütend, also wäre es besser, nicht das Wort "Tschador" zu erwähnen. Fallaci ließ das Tonbandgerät zurücklaufen und kam sofort wieder auf das Thema zurück. "Zuerst sah er mich erstaunt an", sagte sie. "Totales Erstaunen. Dann bewegten sich seine Lippen hin zu dem Schatten eines Lächelns. Dann wurde aus dem Schatten eines Lächelns ein richtiges Lächeln. Er lachte, ja. Und als das Interview vorbei war, wisperte Ahmed mir zu: "Glaube mir, ich habe meinen Vater noch nie lachen sehen. Ich denke, sie sind die einzige Person auf der Welt, die ihn zum Lachen gebracht hat."
Toll.

Und niemand hat (sie selbst schweigt sich darüber aus) je gefragt, ob Fallaci bei dem zweiten Interview nicht doch wieder die Ganzkörperverhüllung angelegt hat, noch, ob wir es hier nicht vielleicht doch mit einem ungesunden Interesse an dem Objekt des Interviews zu tun haben, noch, ob die ganze Geschichte, für die es als Zeugin nur Fallaci selbst gibt, wirklich auch so ganz wahr ist.

Khomeini überhaupt Publizität zu geben, war eine zweifelhafte Angelegenheit, aber da Fallaci nicht Informationen, sondern Skalps sammelte, konnte sie wohl nicht widerstehen.

Was ist von einer Frau zu halten, die eine "leidenschaftliche" Beziehung zu einem zehn Jahre jüngeren Mann unterhielt, einem Mann, der ihr ihr (und sein) ungeborenes Kind aus dem Leib trat, einer Frau, die diesen Mann trotzdem nicht verlassen hat, sondern stattdessen zwei Bücher darüber schrieb? Der Begriff "Aufmerksamkeitshure" wäre vielleicht zu unfreundlich, aber eines war sie sicher: eine Nervensäge. Und so klingt auch ihre Islamkritik, so berechtigt sie im Kern ist: immer entweder prämenstruell-hysterisch oder wie der Wutausbruch eines verzogenen Kindes. Fallaci stampft mit dem Fuß auf und schreibt nicht darüber, wie der Islam IST, sondern wie Fallaci ihn FINDET.

Eine mutige Frau? Sicher! Die Frage ist nur, ob eine Frau, die eine Ehe mit einem langweiligen, gutbürgerlichen Mann durch die Zeitläufte führt, Kinder und Enkel großzieht und als anständige Menschen in die Welt entlässt, nicht unendlich viel mehr Mut braucht.

Fallacis Oeuvre trägt schwer an einem Hautgout, den man, wäre sie ein Mann, "schwanzgesteuert" nennen würde. Bezeichnenderweise gibt es für die weibliche Variante nicht einmal ein Wort.