Dienstag, 24. Februar 2009

tick ticke tack ticke tick

Meines Großvaters Uhr
hängt da draussen im Flur
und macht tick ticke tack ticke tick ...


Jörg Lau, Schwiegerenkel eines Teheraner Polizeipräsidenten und eines Schwelmer Uhrmachers, der uns deswegen immer wieder in den sich als seriös verstehenden Printmedien über den Islam belehren darf, mag den derzeitigen Papst nicht.

Welch ein Rückschritt gegenüber dem polnischen Papst, der das Verhältnis zum Judentum normalisiert hatte!

Ich bin in der katholischen Kirche aufgewachsen, die mit dem jungen polnischen Papst (58) einen neuen Vitalitäts-Schub bekam. Ich war 13, als er geweiht wurde, und begeisterter Messdiener. Das menschenfreundliche, offene Wesen dieses Mannes hat uns selbst noch in unserer Dorfgemeinde im Rheinland bewegt. Ich habe diesen Papst von ganz nahe gesehen, als Pilger auf dem Petersplatz in Rom, noch vor dem Attentat, nachdem dann das “Papamobil” angeschafft wurde. Zu Zeiten der Solidarnosc sammelten wir Hilfsgüter und schickten sie nach Polen.

Dieser Mann war unmißverständlich konservativ in seiner Theologie, er war ein glühender Antikommunist, und doch war er ein einnehmender, großzügiger Mensch mit einem klaren politisch-moralischen Kompass. Das hatte sicher damit zu tun, dass er ein Mann des Widerstands gegen den Totalitarismus war (erst gegen den der Nazis im besetzten Polen, dann der Kommunisten). Er war ein Zeuge des Jahrhunderts, ein wahrer Fels.
Ich persönlich hätte von dem polnischen Papst, so gerissen wie er aus der Wäsche schaute, keinen Gebrauchtwagen gekauft, aber er war ja auch nicht Gebrauchtwagenhändler, sondern Papst, und das ist genau so meine ganz eigene Meinung, wie Laus die seine. Was dieser Papst aber auch war, und hier verlassen wir das Feld der bloßen Meinung, ist: ein großer Annäherer an den Islam. Die Koranküsserei und der historische Moscheebesuch in Damaskus waren die spektakulärsten, aber beileibe nicht die einzigen oder ersten Aktionen. Eine seiner ersten Auslandsreisen führte ihn bereits 1979 in die Türkei. August 1985 besuchte er Marokko auf Einladung König Hassan II, der erste Papst übrigens, der ein islamisches Land auf Einladung seines religiösen Führers besuchte, nicht zu vergessen das historische Treffen mit Tausenden muslimischer Jugendlicher im Stadion von Casablanca: "Wir glauben an denselben Gott, den einen Gott, den lebendigen Gott", das ganz sicher auch das Verhältnis des Vatikans zu den Juden enorm verbessert hat. Später lag Johannes Paul II. wieder haargenau richtig in seiner Kritik der Amerikaner im Irakkrieg. Dafür hat man ihm sogar fast verziehen, dass er die Katholische Kirche nicht gleich der Selbstauflösung preisgegeben, sondern an so selbstverständlichen Prinzipien wie z.B. der Ausschließung von Frauen vom Priesteramt festgehalten hat.

Dürfen wir Sie, Herr Lau, auch daran erinnern, dass "ein Mann des Widerstands gegen den Totalitarismus...gegen den der Nazis..." nicht zwangsläufig auch ein Freund der Juden ist? Ganz egal ob Pole oder Deutscher? Verständlicherweise wird diese Assoziation immer wieder gerne genommen. Sie ist aber intellektuell unredlich und ethisch verwerflich.

Ein "einnehmender, großzügiger Mensch mit einem klaren politisch-moralischen Kompass"? Sicher, Herr Lau. Zumal wenn man darunter den Islamismus light von Schwiegerpapi Bahman versteht und Frauchen die Juden auch nicht mag.

In einem hat er sogar Recht. Das Gedöns um Williamson IST das "Abu Ghraib des Vatikans”. Es ging bei beiden darum, einen Lieblingstäter wegen einer Marginalie zu desavouieren.

Hoffentlich fängt der gute Mann jetzt nicht auch noch an, Uhren reparieren zu wollen.