Freitag, 21. August 2009

Der Papst, Pommes und Politische Korrektheiten

Galore bringt ein interessantes Interview mit dem Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer. Udo liebt flockige Sprüche, was seine Leserschaft ihm (zu Recht) deswegen übel nimmt, weil es Zweifel an seiner Seriosität aufkommen lässt und (zu Unrecht) auch etwas deswegen, weil er dadurch womöglich mehr Bücher verkauft. Ein guter Deutscher darf nämlich alles nur aus den alleredelsten Motiven tun und Deutsch ist die einzige Sprache, in der der Begriff "guter Geschäftsmann" eine negative Konnotation hat.

Interessanter ist da schon der Einwand, dass Pollmer in seinem zwanghaften Bestreben, keine (aber auch keine EINZIGE!) Pointe zu verpassen, es mit den Tatsachen nicht immer so genau nimmt, wie man sich das als ehrlich Ratsuchender wünschen würde, und genau der Gedanke, kam mir hier:

Es sind nicht die Originalreligionen abhanden gekommen, sondern die Autoritäten. Der Entmachtung der Väter in den Familien kommt da eine große Bedeutung dazu. Wann immer innere Hierarchien zusammenbrechen, sucht man verzweifelt nach neuen – nach innerem Halt. Daher auch der Jubel bei der Jugend, wenn der Papst mit dem Papamobil vorbeigurkt."
In seinem Bemühen, um jeden (aber auch JEDEN!) Preis nur nicht politisch korrekt zu sein, gehen ihm hier die Pferde durch. Um wirklich politisch unkorrekt zu sein, hätte er sich RESPEKTVOLL über den Papst äußern müssen. DAS hätte 'reingehauen! WELCHE Jugend, außer einigen wenigen belächelten Katholiken, jubelt denn, wenn der Papst "vorbeigurkt"? Und diese witzische Formulierung! Wie mutig! Jetzt wird bestimmt die vom Papst so begeisterte "Jugend" Udos Friteuse abfackeln... Oh Moment, nein doch nicht. Das war ja eine ganz andere "Originalreligion", eine, die noch Autoritäten und starke Väter kennt. Aber SO weit auf geht Udos große Klappe dann wohl doch wieder nicht.

Dieses krampfhafte Bemühen um Originalität, Zynismus und Wider-den-Stachel-Löcken ist unerträglich, aber um auch 'was Nettes zu sagen: WIRKLICH mutig ist, angesichts der feministischen Hausmacht und ihres Aggressionspotentials, dieses:
Was sind die schlimmsten "Du sollst"-Gebote dieser Religion [i.e. der "gesunden Ernährung"]?
Derzeit wohl die Vorstellung, dass man Kinder verschlanken müsse. Wenn Sie Kindern weniger zu essen geben, werden die doch nicht schlank, nein, sie wachsen nicht mehr. Beim Erwachsenen verkürzen Diäten das Leben. Und was passiert wohl bei Kindern?

So schlimm?
Oder denken Sie an die Vergiftungen durch Ernährungsempfehlungen für Kinder. Den meisten Menschen fällt es schwer zu glauben, mit welcher Boshaftigkeit untergewichtige Redakteusen und umweltreligiöse Spinner vorgehen, um jegliche vernünftige Information entweder zu unterschlagen oder ins aktuelle Zeitgeistschema umzudeuten.

Geben Sie mal ein Beispiel.
Die moderne Mutter reicht die Kartoffel häufig mit Schale – das spart Arbeit und entlastet die Biotonne. Das Problem ist, dass die Kartoffel ein Nachtschattengewächs ist und in den Schalen Glykoalkaloide anreichert, um sich vor Fraßfeinden zu schützen. Das sind vor allem Solanin und Chaconin. Beide Stoffe sind für Kinder toxisch. Die Giftigkeit ist vergleichbar mit Strychnin, die Wirkung mit E 605. So kommt es immer wieder zu Vergiftungen und hin und wieder auch zu Todesfällen. Wenn Sie das irgendwo ansprechen, wird fleißig fabuliert: In der Schale seien wertvolle Vitamine, vermutlich weil alles, was beschissen schmeckt, ja gesund sein muss. Da auch die Ärzte die Vergiftungssymptome nicht kennen, sind Fehldiagnosen die Regel. Wer seinen Kids Kartoffeln mit Schale verfüttert, braucht sich über Rückstände in seiner Nahrung nicht mehr aufzuregen – kein Pflanzenschutzmittelrest kann der Giftfracht der Kartoffelschale das Wasser reichen! Vor allem die Kolleginnen in den Ernährungs- und Gesundheitsressorts weigern sich standhaft, hier vernünftige Infos zu geben. Begründung: "Das habe ich jetzt gerade meiner kleinen Tochter angewöhnt, nun kommen Sie mit Ihren blöden Theorien!"

Deshalb wurde die Kartoffel früher immer geschält?
Ja. Da sind ja keine Vitamine drin, das ist chemisch betrachtet simpler Kork. Sie könnten mit der gleichen Logik fordern, beim Glas Wein immer vom Korken abzubeißen – wegen der Vitamine. Der Körper erkennt die Gefahr übrigens ganz von allein. Stellen Sie ein Kind vor die Wahl, eine Pellkartoffel mit Quark und Butter oder eine Portion Pommes mit Ketchup zu essen, dann wählen sie die Pommes. Warum ist das so? Hier antwortet Ihnen der Laie, insbesondere die Ernährungsberaterin und der Arzt: "Weil da mehr Fett drin ist." Unsinn! Eine Portion Backofenfritten enthält viel weniger Fett als Quark, Butter und Pellkartoffel. Die Kinder wählen die Fritten, weil ihr Körper bereits gelernt hat: Pommes sind ungiftiger als Pellkartoffeln. Das Frittieren ist die einzige Methode, die natürlichen Giftstoffe der Kartoffel vollständig zu zerstören. Da Erwachsene das Zeug besser entgiften können, wählen sie eher Pellkartoffeln mit Quark – denn da ist mehr Fett drin.

Warum erkennt die Ernährungswissenschaft solche einfachen Zusammenhänge nicht?
Weil es ihr offenbar um etwas ganz anderes geht. Die Ernährungsdamen haben herausgefunden wie man andere Menschen, vor allem Frauen, beherrschen kann. Ernährungsberatung ist in erster Linie Gewalt von Frauen gegen Frauen. Jetzt sagen Sie sicher: Wir bilden so viele Ernährungswissenschaftlerinnen aus, die können doch nicht alle so sein. Richtig, denn die anderen versuchen nach ihrem Diplom dieses Milieu fluchtartig zu verlassen. Die werden lieber schwanger, damit sie mit ihren boshaften und oftmals auch essgestörten Kolleginnen nichts mehr zu tun haben.
Die Theorie, dass Fritten für Kinder gesünder sind, als Pellkartoffeln, finde ich ebenfalls hoch-spannend. Leider weiß man nach Udos gesammelten Effekthaschereien nicht mehr, was man nun glauben kann und was nicht, und DAS ist ein wirklicher Jammer.