Sonntag, 20. Dezember 2009

So hat Kipling das nicht gemeint

Rainer Bonhorst sagt auf der Gähnchse über Afrika und die Politik des Klimawandels eine Menge Richtiges (und meinetwegen bekommt sie deswegen auch ihr Link), bis er offenbar die politisch korrekte Schmerzgrenze erreicht und sich dann - es ist ein Jammer - unsterblich blamiert:

Wir können ja durchaus eins haben: Gar nicht so sehr wegen des Klimas sondern viel mehr wegen Europas verheerender kolonialer Intervention in Afrika. Aber das ist lange her. Und Afrikas Probleme immer noch ganz und gar mit dieser hässlichen, aber alten Geschichte zu begründen, gehört inzwischen zu den billigsten Ausreden. Man ist versucht von einer verqueren Form des Rassismus zu sprechen. Wir tun ja so, als wären die Afrikaner in einem halben Jahrhundert Unabhängigkeit sozusagen genetisch nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Da schimmert immer noch the white man’s burden, die alte koloniale Last des weißen Mannes durch. Nein, wo die Afrikaner versagen, sind sie inzwischen größeren Teils selbst verantwortlich.
Lieber Herr Bonhorst, gibt es neben einer "verqueren" auch eine "richtige" Form des Rassismus? Doch weg von semantischen Kleinkariertheiten. Ob die Tatsache, dass die Afrikaner nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen, genetisch begründet ist oder nicht, weiß ich nicht. Es ist aber schon ein starkes Stück implizit zu behaupten, dass es Afrika ohne den Kolonialismus heute besser ginge. Mal ganz ehrlich: Ist es tatsächlich ein realistisches Szenario anzunehmen, dass Afrika heute ohne ihn vielleicht nicht grade industrialisiert wäre (WARUM übrigens nicht?), wie große Teile des Fernen Ostens es TROTZ des Kolonialismus sind, aber immerhin ein, vielleicht von vorwiegend agrarischen, moderat prosperierenden, sich selbst tragenden Gemeinwesen geprägter Kontinent wäre? Länder, die auch untereinander in Frieden leben würden?

Guter Witz!

Bis zum Jahr 2000 war Zimbabwe der "Brotkorb Afrikas", zu dem der Kolonialismus ihn gemacht hatte. Weizen, Tabak und Mais wurden exportiert, der Tourismus boomte, vor allem wegen der Viktoriafälle und der Wildtierreservate. Das ist heute - na sagen wir mal - anders. Post-Apartheid-Südafrika ist ohne das Regime der Weißen auch nicht grade das post-rassische Paradies, das man doch hätte erwarten dürfen. Ohne Zweifel alles die Schuld des weißen Mannes, der den Afrikanern keine richtigen Manieren beigebracht hat. Und doch sollen die Afrikaner jetzt auf einmal "selbst verantwortlich" sein? Wie hätten Sie es denn gerne?
Der Hauptgrund: Ganz klar, die vielen miserblen politischen Systeme Afrikas, die Kriegslust, die bodenlose Korruption..Kommt einem bekannt vor? Das korrupte, blutrünstige alte Europa? Ja, das stimmt wohl.
Gehen wir mal davon aus, dass Rainer Bonhorst "miserabel" sagen wollte. Aber was will er sonst sagen? Dass die afrikanischen Regimes sich Kriegslust und bodenlose Korruption von Europa abgeschaut haben? Das mag sein, aber dann sollte man sich doch ebenso fragen, wieso sie sich nicht auch Humanismus, Aufklärung, Wissenschaft und Fortschritt abgeguckt haben. Und falls es jemals Teil der europäischen Kultur gewesen sein sollte: Hier hat man auch z.B. schon vor einiger Zeit erkannt, dass es nicht nett ist, sich gegenseitig aufzufressen.

Die moderne Last des weißen Mannes ist sein Selbsthass und seine abgrundtiefe Feigheit.