Donnerstag, 26. August 2010

Ich, Pimpelchen!

Wie nennt man jemanden, der, sagen wir mal, behauptet, dass die Erde flach oder die erste Mondlandung im Studio gefilmt worden sei? Schon mal gehört, dass es Karl den Großen und das Mittelalter nie gegeben haben soll? Dass Papst Johannes Paul I. 1978 von Mitgliedern des mächtigen Geheimbundes "P2" vergiftet wurde? Oder auch, dass es kein "Amerikanisch" gäbe? Nun, wie nennt man jemanden, der so etwas behauptet?

RICHTIG! Pimpelchen! Es hat ein Buch geschrieben über seine Auswanderung nach Amerika. Es schreibt (selbstverständlich und natürlich) immer und nur über sich selbst. Und damit nur ja kein Gehirnfurz verloren geht, informiert es uns:

Also bleibe ich in diesem Buch durchgehend bei einer altmodischen Bezeichnung für dieses altmodische Land – ich sage Amerika. Nebenbei: Die Sprache, die hier gesprochen wird, heißt Englisch. Das »Amerikanische« ist außerhalb der deutschen Landesgrenzen völlig unbekannt.
Ja, bei der Jungle World bekommt man auch für den billigsten antideutschen Seitenhieb noch einen Vorabdruck nachgeschmissen, und da kann man dann auch aufhören zu lesen.

Das schreibt jemand, der Amerikanistik (sic!) und Anglistik studiert hat, der laut Wikipedia in Schottland gearbeitet hat und nun in Amerika lebt, ein Sprachenprofi, ein Akademiker und Journalist, der also doppelt dem Wort und der Wahrheit gegenüber in der Verantwortung steht, dass nur die blöden Deutschen einen Unterschied zwischen englischem und amerikanischem Englisch machen. Dieser Anglist und Amerikanist (sic!) kennt nicht die überaus involvierten und spannenden soziokulturellen und historischen Zusammenhänge hinter den Unterschieden dieser beiden Sprachen, dieser vielfache Buchautor, eifrige Leser und Rezensent englischsprachiger Literatur weiß nicht, dass viktorianische Kriminalromane für den amerikanischen Markt umgeschrieben werden mussten, weil dort die Implikationen der englischen Klassengesellschaft nicht verstanden wurden, er hat keine Ahnung davon, dass z.B. die Behandlung so wichtiger Verben, wie to have und to get im amerikanischen Englisch unterschiedlich ist oder auch, dass es im Amerikanischen regelmäßige Formen für viele Verben, die im Englischen unregelmäßig sind, gibt, von den zahllosen orthographischen Unterschieden hat er noch nie etwas gehört, und die Aussprache lassen wir mal weg. Die Wahrheit ist ihm wurscht, für eine geile Pointe reicht es allemal und gekauft wird der Dreck auch.

Klar, da hat er schon recht. Sie sind halt blöd, die Deutschen.