Die besten Fußballspieler (gedeihen) in der schlechtesten Luft, in den Tälern zwischen rotbraunen Schlackehalden, im kratzenden Qualm der Hochöfen, in den tristen Gassen der Arbeitersiedlungen, durch die das Leben fließt wie ein zähes Rinnsal von Sorgen, Bier, Schweiß und Kleinkrediten.
Wenn der Altmeister denn doch noch mal gut ist, ist er immer noch sehr gut, aber meistens plagiiert er sich selbst oder sondert Scheiß im Vorbeigehen ab, wie hier:
Dummerweise hat die Integrationsdebatte zu einer Art Nostalgie geführt: War das schön, als wir noch unter uns waren! Als Conny Froboess "Zwei kleine Italiener" und Paul Kuhn "Es gibt kein Bier auf Hawaii" sang, als man im "Wienerwald" Backhendl serviert bekam und Heinz Schenk seine Gäste im "Blauen Bock" empfing.Es gehört schon Übung dazu, etwas zu schreiben, das zwar irgendwie wahr ist, daraus dann aber eine vollkommen hirngeschissen grottendämliche Schlussfolgerung zu ziehen. Da ich eben dort aufgewachsen bin, rede ich jetzt mal von mir. Meine Großeltern, ethnische Deutsche und Protestanten, waren unter denjenigen, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus den deutschen Ostgebieten ins Ruhrgebiet gekommen waren, um dort Arbeit zu finden. Ich kenne das Milieu und habe später eine Magisterarbeit, die sich weitgehend auf Zeitzeugnisse stützte, über ein Stück Bergbaugeschichte des Ruhrgebiets im 19. Jahrhundert geschrieben. Ich maße mir an zu behaupten, dass es keinen Deutschen im Ruhrgebiet, egal ob ethnisch-deutsch oder mit polnischen Wurzeln, gab oder gibt, der sich seiner Herkunft und seiner Migrationsgeschichte nicht bewusst wäre. Ich kenne den rigiden Antikatholizismus des protestantischen Milieus und all' die anderen ethnischen Grenzziehungen, auch die gegen die "Vertriebenen" und "Flüchtlinge". Selbst in meiner rein deutsch-protestantischen Familie gab es (harmlose) Frotzeleien zwischen meinem westfälisch-indigenen Vater (dessen Vorfahren allerdings auch irgendwann einmal aus Hessen an die Ruhr migriert sein sollen) und meiner "Schlittenfahrer"-Mutter. Nur ein selbsterklärter "Beutedeutscher", der die deutsche Kultur auf Conny Froboess (kicher), "Es gibt kein Bier auf Hawaii" (haha), den "Wienerwald" (brüll) und den "Blauen Bock" (gröhl) reduziert, wird es fertigbringen, eine derartige gequirlte Mäusekacke von irgendeinem "Wir unter uns"-Gefühl, das es niemals gegeben hat, nicht gibt, nie geben wird, zu verzapfen. Völlig wissensbefreit die dämlichen Deutschen (und vor allem die eigene Witzischkeit) vorzuführen ist ja so viel geiler.
Aber die Erinnerung täuscht. Wir [Äh? WER???] waren nie "unter uns". Um 1910 herum lebte eine halbe Million Polen im Ruhrgebiet. Es gab Städte, in denen die Deutschen in der Minderheit waren, Bottrop zum Beispiel. Zu Beginn der zwanziger Jahre suchten mehr als 300.000 Russen Asyl in Berlin, im ganzen Reich waren es etwa 600.000. Nach 1945 strömten Millionen Deutsche aus den Ostprovinzen in den Westen. Die meisten von ihnen waren Protestanten und in katholischen Gegenden wie dem Münsterland so willkommen wie ein Osterhase auf einer Weihnachtsfeier.
Und alles, was Dortmund nach 20 Uhr zu bieten hat, ist noch schlimmer als das Programm der ARD ... nachdem ich jetzt dreimal hintereinander in Dortmund war, kann ich verstehen, warum Menschen, die in Dortmund leben, so aussehen, als würden sie sich seit 30 Jahren vergeblich um die Ausreise bemühen. Es mag natürlich welche geben, die “freiwillig” in Dortmund leben, aber das dürfte daher kommen, dass ihnen als Alternative nur Duisburg angeboten wurde ... Köln ist nicht nur eine der hässlichen deutschen Städte - nur Dortmund, Hamm und Unna sind noch hässlicher ... Auf diese Weise erfuhr die deutsche Öffentlichkeit, dass Dortmund einen Flughafen hat ... Sicher, es gibt Schlimmeres als einen Besuch in Köln. Eine Reise nach Dortmund oder eine Portion Schweinskopfsülze ... Ersparnisse bei den Lehman Brothers investiert? ... In Dortmund essen gewesen?Ja, irre komisch. Wir haben auch gegähnt. Und wer den Warendorfer Paul Spiegel im Rheinland "verortet", sollte ganz einfach 'mal die Klappe halten, wenn Erwachsene über deutsche Ethnien reden.
Leider wird durch den ganzen seichten Humbug eine gute Frage nicht gestellt. Haben die Polen und die Deutschen aus den Ostgebieten die Kultur Westdeutschlands bereichert? Nein, das haben sie nicht. Sie haben die Ärmel aufgekrempelt und geschafft. Etwas anderes hat auch nie jemand von ihnen erwartet. Zu einer Verschönerung der Industriestädte hatten sie nichts beizutragen, sie hatten ja, wie jeder dort, andere Sorgen - unter Tage oder im kratzenden Qualm der Hochöfen. Nein, kein Karl Friedrich Schinkel hat in Gelsenkirchen, kein Fischer von Erlach in Bochum, kein Johann Balthasar Neumann in Dortmund gewirkt. Was für ein lächerlicher Gedanke. Man brauchte aber auch keinen Wohlfühl-Grund für das Hiersein dieser Migranten zu erfinden.