Samstag, 29. Januar 2011

Traumschiff

Es ist jetzt das zweite Mal, dass er einen hohen Offizier unter den Bus schubst, dieser Verteidigungsminister. Der erste war Oberst Klein, dessen Name entgegen sonstiger Gepflogenheiten veröffentlicht wurde und gegen den nie ein Verfahren hätte eröffnet werden dürfen, der zweite ist jetzt der abgelöste Kommandant der Gorch Fock, der, wieder entgegen aller Gepflogenheiten, wie ein geprügelter Hund noch auf seinem Schiff ausharren musste, bis sein Nachfolger eintraf. Von einem Mann der Herkunft Guttenbergs erwarte ich, dass er Sinn für den soldatischen Ehrenkodex hat. Dass ein Manfred Wörner seinerzeit einen deutschen General vorführen konnte, weil er Zeugen aus dem Strichermilieu mehr vertraute, war ja nun nicht SO verwunderlich. Von DIESEM Minister hätte ich allerdings mehr Sinn für Dekorum erwartet.

Bisher gab es auf der Gorch Fock von ihrer Indienststellung 1958 bis 1998 drei Unfälle mit tödlichem Ausgang, und in den folgenden 8 Jahren bis heute ebenfalls drei, 2002, 2008 und 2010. Die beiden letzten betrafen Frauen, weil die ja alles mindestens ebensogut wie, wenn nicht besser als, Männer können.

Jetzt werden die Schuldigen überall gesucht, nur nicht dort, wo sie sitzen, in den Familien, die Mädchen aufziehen, die derart blind und verbohrt sind, dass sie allen Ernstes meinen, sie könnten so gut wie die Jungs in die Wanten klettern, in den Schulen, im Militär, in den Medien, in Politik und Verwaltung und in der Popkultur. Sie alle haben die Mär von der Gleichberechtigung der Frau genährt und deswegen sind jetzt zwei tot.

Wie krank muss eine Gesellschaft sein, die Mädchen einer derart harten Ausbildung unterwirft und das dann noch unter "fortschrittlich" ablegt? Wie krank Menschen, die junge Frauen mit Horden von jungen, gesunden Männern auf engstem Raum über Monate zusammenpfercht? Ist eigentlich noch niemandem bewusst geworden, was man den MÄNNERN damit antut?

Das Internet ist voll von Bockmist. Da heißt es, eine solche Ausbildung sei nicht mehr "zeitgemäß" und man würde doch auch Autofahrer nicht an Pferdekutschen ausbilden. Wieviel Scheiße passt in ein Menschengehirn? Die Straßen haben sich den Autos angepasst. Das Meer ist - und bleibt - das Meer.

Und weil es im Grunde, wie immer, allein um die Banalisierung der Gesellschaft auf dem niedrigstmöglichen gemeinsamen Niveau geht, einer Gesellschaft in der Würde, Besonderes, Erhabenes und Schönes keinen Platz mehr haben, wird man uns auch bald eines der würdevollsten, außergewöhnlichsten, erhabensten und schönsten Anblicke, die es gibt, eines Großseglers vor dem Wind, berauben. Stattdessen können wir ja dann "Traumschiff" gucken.