Mittwoch, 5. November 2014

Wieviel Qualitätsjournalismus erträgt man?

Da jetzt auch ein Deutscher, der eine gewisse Prominenz genießt, an den Gräueltaten des IS beteiligt ist, berichten die Medien ausführlich darüber. Hier ein aktueller Kommentar zum IS-Terror, allerdings ohne direkten Bezug zum Fall Cuspert, von Terrorrelativierer und Palästinenserversteher Tomas Avenarius in der Süddeutschen. Er kann nicht anders.

Die allermeisten Muslime verurteilen die brutalen Methoden des "Islamischen Staates". Doch dessen selbsternannter Kalif bietet Kämpfern aus Europa sowie immer mehr Rebellen in Syrien eine handfeste Vision und eine imaginierte muslimische Identität - die beide auf frühmittelalterlichen Ideen basieren.
In welcher Welt lebt Avenarius? Kennt er die "allermeisten Muslime"? Der Islam IST eine frühmittelalterliche Ideologie und daran hat sich bis heute nichts geändert, und der IS ist alles andere als eine Randerscheinung. Hat er sich jemals dafür interessiert, was in Saudi Arabien oder dem Iran, wo der Islam ungehindert herrscht, geschieht? Die im Iran öffentlich an Kränen Gehängten, darunter kleine Mädchen, die vor ihrer Hinrichtung vergewaltigt werden, damit sie nicht als Jungfrauen in den Himmel kommen? Die Steinigungen bis der Exekutierte nur noch ein blutiger Klumpen ist? Die öffentlichen Hinrichtungen durch Kopfabschlagen nach dem Freitagsgebet? Hat er nicht die Nachricht von erst gestern gelesen, die besagt, dass in Pakistan Christen lebendig verbrannt wurden? Aber die Saudis sind ja unsere Freunde und auch mit dem Iran machen wir gerne Geschäfte, nicht nur mit Kränen, und wenn man zu verständnislos über die schreibt, könnten sie böse werden.

Mohammeds Wort "Ich wurde siegreich gemacht durch Terror", gilt auch heute noch, ungefiltert, ungemildert. Er wurde nur dadurch etwas behindert, dass er keine Videos drehen und im Internet verbreiten konnte.
Eine Gallup-Umfrage ergab vor einigen Jahren, dass zwei Drittel aller Muslime weltweit beim Wort Kalifat positive Assoziationen haben. Beim Begriff Demokratie dürften die Zustimmungswerte heute deutlich niedriger sein: Der Irakkrieg mit George W. Bush als dem Bomben werfenden "Geburtshelfer" der nahöstlichen Demokratie, der gescheiterte arabische Aufstand von 2011, der in Ägypten vom Militär beendete Versuch eines Islamismus an der Wahlurne - Demokratie ist für viele nur noch Synonym für eine nicht funktionierende Regierungsform, eine westliche dazu.

Der selbsternannte Kalif Ibrahim weiß das, ohne Umfragen zu lesen. Er nennt seinen Banditenstaat, in dem Köpfe abgeschnitten, Frauen versklavt und Ölquellen geplündert werden, ein "Kalifat". Er legt damit den Köder aus.
Für wie doof hält Avenarius die Muslime, dass sie, die zuallermeist Friedlichen, bei Ertönen des Wortes "Kalifat" in den heiligen Krieg ziehen und auf einmal Menschen, mit unvorstellbarer Grausamkeit töten, verstümmeln, versklaven?  Klar, die sind wieder einmal vom Westen enttäuscht, das muss man verstehen.

Wenn man auch Avenarius verstehen will, muss man nur lesen, was Alan Posener schon 2006 hier und hier geschrieben hat.